Jesus lebt

Du bist nicht allein. Abstraktes Bild auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2017). Privatbesitz. Als Doppelkarte erhältlich
Du bist nicht allein. Abstraktes Bild auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2017). Privatbesitz. Als Doppelkarte erhältlich

 

 

Mein Großvater war im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen. In einer Predigt kurz nach Beginn des 2. Weltkriegs hatte er etwas gesagt, das ihm als Kritik an Hitler ausgelegt wurde. Spitzel meldeten ihn. Das reichte schon, um ihn in das Konzentrationslager einzuliefern. Er saß in einer Zelle in Einzelhaft. Wenn er aus dem vergitterten Zellenfenster schaute, sah er den Hinrichtungsplatz. Fast täglich wurde jemand dort an den Galgen gehängt. Täglich wurden die Gefangenen gedemütigt. Die Wachleute der SS lebten ihre niedrigsten und grausamsten Züge an den Gefangenen aus. Sie lebten dort alle in Erwartung immer neuer Grausamkeiten.

 

Mein Großvater hatte noch eine andere Erwartung. Jesus siegt! Daran hielt er sich fest. Bei seiner Einlieferung hatten ihm die Aufseher seine Bibel und sein Losungsbuch weggenommen. Bis dahin hatte er täglich darin gelesen und Kraft und Orientierung daraus geholt. Nun lebte er von den Worten, die er tief verinnerlicht hatte. Niemand konnte ihm das nehmen. Seine Zelle war völlig schmucklos und nackt. Er wollte etwas haben, das ihm die Hoffnung vor Augen stellte. Eines Tages hatte er eine Idee. Er hatte den „Völkischen Beobachter“ bekommen, eine Propagandazeitung der Nationalsozialisten. Er studierte die Überschriften und suchte darin die Buchstaben J-E-S-U-S   S-I-E-G-T. Er riss sie aus und klebte sie auf einem Stück Karton zusammen. Als Klebstoff benutzte er Marmelade. Wie froh war er, als das gelungen war. Immer wieder blieben seine Augen an diesem Stück Karton hängen. Er las die Worte und nährte die Hoffnung in sich. Er gestaltete einen weiteren Karton mit den Worten J-E-S-U-S   L-E-B-T.

 

Jesus lebt. Niemand kann ihn daran hindern. Weder die Mächtigen von damals, die ihn zum Tod am Kreuz verurteilt hatten, noch die Mächtigen von heute. Sein Leben ist unzerstörbar. Sein Leben ist ewig. Sein Leben gibt Hoffnung für alle, die an ihn glauben.

 

Diese Hoffnung kann niemand beweisen. Sie wird weitergegeben von Mund zu Mund, von Herz zu Herz. Es fing damit an, dass die Frauen am Ostermorgen vom Grab kamen, völlig aufgeregt, und zu den Jüngern sagten: Jesus lebt! Sein Grab ist leer! Das Zeugnis von Frauen galt damals nichts. So fing es schon beim allerersten Anfang an, dass diese Osterbotschaft als Spinnerei abgetan wurde. Auch mein Großvater war ein Spinner in den Augen der Wachleute. Sie verspotteten ihn wegen seinem Stückchen Karton. Aber was hätte es ihnen genützt, es ihm wegzunehmen? Er hätte sich einen neuen Karton zusammengeklebt. Er musste sich einigen Spott anhören. Die Hoffnung konnten sie ihm nicht austreiben. Sehr selten durfte er Briefe empfangen und Briefe schreiben. Sie gingen durch strenge Zensur. Er durfte das Leben im Konzentrationslager nicht beschreiben. Aber er tröstete seine Frau und seine Kinder, die um sein Leben bangten, indem er in seinen Briefen gelegentlich schrieb: „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“

 

Diese Hoffnung lebt auch in mir. Ich habe es denen zu verdanken, die sie mir weitergegeben und vorgelebt haben. Durch meine Bilder und Worte gebe auch ich meinen Teil dazu, diese Hoffnung lebendig zu halten. Es ist ein Geschehen von Mund zu Mund, von Herz zu Herz. Es geht weiter von Generation zu Generation. Möge es denen helfen, die Schweres zu erleiden haben. Möge das österliche Halleluja uns immer wieder aufrichten und ermutigen.

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen ein frohes Osterfest.

 

 

Gabriele Koenigs 


Hier hören Sie das berühmte "Halleluja" von Leonard Cohen mit einem österlichen Text, der nicht von Cohen stammt. Zwei Schwestern singen dieses Lied, sehr ergreifend. Genießen Sie es!!!! Und stimmen Sie ein in das Halleluja! 

 

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