Als ich im Jahr 2017 von einer Israelreise zurückkam, entstand dieses Bild. Ich hatte die Feindseligkeit zwischen den Gläubigen der verschiedenen Religionen dort gespürt und war sehr betrübt. Darum ist so viel schwarz in meinem Bild. Wie kann es kommen, dass diejenigen, die an die göttliche Liebe und Weisheit glauben, auf einander losgehen mit Worten und Fäusten und Waffen? Kein Gläubiger ist eine reine Lichtgestalt. Jede und jeder ist mitbetroffen von der Rechthaberei, der Feindseligkeit und der Gewalt. Alle sind mit hinein verwickelt. Das war damals in Jerusalem besonders stark zu spüren. Und nun ist es noch schlimmer geworden. Die grausamen Taten der Hamas haben einen neuen Krieg ausgelöst. Viele Tote und Verletzte sind zu beklagen. Ein Ende dieses Krieges ist gar nicht absehbar.
Die Regierung in Israel hat viele Fehler gemacht und vieles versäumt. Das hat zu der jetzigen Situation beigetragen. Dennoch ist es untragbar, dass die Gewalttaten der Hamas als legitime Aktionen gewertet werden, die der Befreiung dienen, und Israel aufgefordert wird, die militärischen Aktionen einzustellen. Israel muss sich gegen die Angriffe wehren. Es bleibt ihnen gar nichts übrig. Denn immer noch werden sie mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen. Und immer noch sind die Entführten dort gefangen.
Und dennoch: Es ist ein Jammer um jedes Menschenleben, das durch Gewalt umkommt. Es ist ein Verstoß gegen das göttliche Gebot: "Du sollst nicht töten". Viele Juden tragen schwer an diesem Dilemma.
Das Gewand dieser Gestalt in meinem Bild ist in vielerlei Weise befleckt und beschädigt. So wollte ich ausdrücken, dass niemand von uns eine reine Lichtgestalt ist. Jesus hat einmal gesagt: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!"
Und dennoch: Wir sind hier, um mitten in der Finsternis das göttliche Licht zu bezeugen. Wir sind hier, um Liebe zu üben und Gutes zu tun. Dies ist die Berufung für jeden Gläubigen, sei er Moslem oder Jude oder Christ.
Mögen sich Wege zum Frieden zeigen. Und mögen die Gläubigen alle Rechthaberei und Feindschaft und den Hass überwinden.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hugo Distler hat die Bitte "Verleih uns Frieden gnädiglich..." in wunderschöne Musik gefasst. Hier singt der Frauenchor Sjaella. Viel Freude beim Anhören!
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