Karfreitag

In jede Tiefe steigst du mit hinab. Abstraktes Bild auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2017). Als Originalbild erhältich
In jede Tiefe steigst du mit hinab. Abstraktes Bild auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2017). Als Originalbild erhältich

Sterben kann ganz schrecklich sein. Karfreitag ist der Inbegriff davon. Jesus wurde zu Tode gequält und dabei von Schaulustigen begafft und verspottet. Stundenlang zog sich die Qual dahin. Die ihn liebten, standen von ferne und sahen zu. Keiner konnte ihm die Hand halten und ihn trösten. Keiner konnte seine Qualen lindern. Er hat unsägliche Schmerzen erlitten, bis es endlich so weit war und die Erlösung kam. 

 

Auch jetzt in diesen Tagen geschieht Sterben unter schrecklichen Bedingungen. Die Angehörigen dürfen nicht dabei sein. Keiner darf am Bett sitzen und dem Sterbenden die Hand halten. Wenn jemand ins Zimmer kommt, ist es jemand vom Pflegepersonal. Jemand, der so ähnlich aussieht wie ein Astronaut. Jemand, der völlig übermüdet und überlastet ist und gleich wieder zum Nächsten hetzen muss. Wer singt dem Sterbenden ein Lied zum Geleit oder spricht ein Gebet? 

 

Sterben kann schrecklich sein. Ich denke auch an die Menschen, die in den Flüchtlingslagern sterben und diejenigen, die qualvoll verhungern oder verdursten. Ich denke an diejenigen, die zu Tode gequält werden von anderen, die daran ihre Lust haben. So selten ist das gar nicht.... Einfach furchtbar. 

 

"Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist". So hat der sterbende Jesus gebetet. Er vertraute auf die Liebe des himmlischen Vaters. Das Sterben war schrecklich. Das Heimkommen wird eine Erlösung sein. Nicht nur für Jesus.

 

Einer von denen, die neben Jesus am Kreuz hingen, bat ihn: "Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!" Jesus antwortete: "Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein."

 

Wir sehen nicht hinter die Todesgrenze. Wir wissen gar nicht, wie es dort ist. Die jenseitige Welt ist unbekanntes Land für uns. Manche haben eine Ahnung davon. Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben und doch wieder zurückgekommen sind, sagen, dass sie seither keine Angst mehr haben vor dem Jenseits. Ganz im Gegenteil: Es bleibt ihnen eine Sehnsucht nach dem unglaublichen Licht und dem himmlischen Frieden.

 

Sterben kann schrecklich sein. Aber heimkommen ist Erlösung. Sterben kann sich über Stunden und Tage hinziehen. Aber es hat doch ein Ende. Den Geist aushauchen und endlich zur Ruhe kommen ist eine Erlösung. Ich habe es an vielen Sterbebetten erlebt. Welch ein Frieden kehrt dann ein. Die Zeit scheint stille zu stehn. 

 

Sterben muß nicht qualvoll sein. Wir hoffen, dass wir eines friedlichen Todes sterben dürfen. Wir hoffen, dass niemand aus Neugier gaffen wird, wenn wir sterben, und dass uns niemand verspottet. Wir hoffen, dass wir keine unaushaltbaren Schmerzen haben werden. Und dass jemand, den wir lieben, in Rufweite ist. Jedem, der so sterben darf, ist das wirklich von Herzen zu gönnen. 

 

Die Umstände des Sterbens können so sein oder so. Wir haben das nicht wirklich in der Hand. Aber die Hände des himmlischen Vaters sind da - bereit, uns aufzufangen und zu heilen und zu trösten. Dann, wenn wir heimgekommen sind. Und dann, wenn wir beten und singen, solange wir noch hier sind. 

 

"Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Dort bin ich gut aufgehoben. Heute und in Ewigkeit. 

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag. 

Gabriele Koenigs 

 


Hier hören wir einen der schönsten Choräle. Zwei Texte können darauf gesungen werden:  "Befiehl du deine Wege" oder "O Haupt voll Blut und Wunden..."

 

Musiker_innen und Sänger_innen aus Europa, USA und Asien verbinden sich durch diese Musik und laden uns zum Mitsingen ein.