Heute hatte ich eine sehr schöne Begegnung auf dem Weg zu meiner Ausstellung. Am Bahnhof sah ich eine Großmutter mit ihrem Enkel, ungefähr 3 Jahre alt. Anfangs standen sie ganz friedlich beieinander. Plötzlich fing er an zu quengeln und zu nörgeln und lief weg. Sie blieb ganz ruhig und schaute ihm hinterher. Mit sorgsamem Blick hatte sie ihn im Auge, dass ihm nichts Gefährliches passiert. Aber sie sagte gar nichts. Sie ließ ihn gewähren. Er nörgelte noch eine Weilchen. Dann kam er zu ihr zurück. Der Frieden war wiederhergestellt - ohne dass sie das Kind ermahnt oder ausgeschimpft hatte. Ich kam mit ihr ins Gespräch. "Ich bewundere Sie, wie ruhig Sie geblieben sind", sagte ich. Sie erzählte mir, dass ihre Tochter, die Mutter dieses kleinen Jungen, als Kind sehr trotzig war. Manchmal warf sie sich eine halbe Stunde auf den Boden, schrie und war durch nichts zu bewegen, aufzustehen und weiterzugehen. Damals war diese Frau als junge Mutter der Verzweiflung nahe. Allmählich hat sie ihren Weg gefunden, damit umzugehen. Was sie damals gelernt hat, aktiviert sie nun als Großmutter noch einmal. Die Lebenserfahrung und Reife, die sie inzwischen hat, kommt ihr und dem Enkel dabei sehr zugute.
Sie hat mich sehr beeindruckt. Und sie stieß in mir viele Gedanken an. Wie wäre es, unseren Mitmenschen mit solchem Frieden und solcher Geduld zu begegnen? "Ich wusste gar nicht, was er hat", sagte sie zu mir. Wir wissen oft nicht, was mit dem anderen los ist. Es kann sehr viele Ursachen haben. Oft hat es überhaupt nichts mit uns zu tun. Darum können wir es auch nicht ändern und nicht aus der Welt schaffen. Das Wichtigste ist, selbst im Frieden zu bleiben. Das Wichtigste ist, dem anderen/der anderen Zeit zu lassen. Das Wichtigste ist, den anderen/die andere anzunehmen.
"Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat!" Dieser gute Rat des Apostels Paulus ist sehr alt, aber immer noch aktuell.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Gabriele Koenigs
Hier können Sie eine wunderschöne Aufnahme eines Liedes aus der Gemeinschaft von Taizé hören: Da pacem cordium. Das ist ein Gebet in lateinischer Sprache und heißt übersetzt: Gib Frieden den Herzen.
Viel Freude beim Anhören und Mitsingen.
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Nun geht meine große Ausstellung in Ludwigsburg dem Ende zu. Sie haben noch eine Woche Zeit, um mich dort zu besuchen! Ich bin täglich von 11- 18 Uhr in der Friedenskirche und freue mich über alle Besucherinnen und Besucher. Es gibt keine Anmelde- oder Testpflicht. Und der Abstand kann immer gewahrt werden!
