Was wären wir ohne die Bäume?

Was wären wir ohne die Bäume? Aquarell von Gabriele Koenigs (2019). Privatbesitz. Eine neue Version ist vor einer Woche entstanden. Wegen den aktuellen Lichtverhältnissen konnte ich sie jedoch noch nicht abfotografieren.
Was wären wir ohne die Bäume? Aquarell von Gabriele Koenigs (2019). Privatbesitz. Eine neue Version ist vor einer Woche entstanden. Wegen den aktuellen Lichtverhältnissen konnte ich sie jedoch noch nicht abfotografieren.

Was wären wir ohne die Bäume?

 

Sie erneuern unsere Atemluft. Sie spenden uns Schatten. Ihre Wurzeln halten das Erdreich. Sie sind uns ein Vorbild für Beständigkeit. Sie müssen vieles aushalten: Stürme und Dürren, Fluten, Schädlinge, Dummheiten von Menschen. Sie verlieren einen Teil ihrer Äste und wachsen trotzdem weiter. Jedes Jahr treiben sie neues Laub, unermüdlich. Aus der Tiefe schöpfen sie Kraft.

 

Vor einigen Wochen habe ich eine Unwetternacht in Balingen miterlebt. Wir waren im sicheren Haus. Das Dach hielt stand. Wir hörten den Regen und den Sturm. Der kleine Bach, an dem wir wohnten, wurde zum reißenden Strom. Die Feuerwehr war die ganze Nacht unterwegs. Unentwegt waren die Martinshörner zu hören. Es war gruselig. Am nächsten Morgen wurde sichtbar, dass im ganzen Gebiet Bäume umgefallen waren. Meistens waren es solche, die schon dürr gewesen sind. Immerhin dauerte das Unwetter nur eine Nacht. Am nächsten Morgen halfen viele zusammen beim Aufräumen. Mit großem Mitgefühl denke ich nun an die Menschen in Griechenland, in der Türkei und an anderen Orten, die solche Unwetter über mehrere Tage erleben müssen. Solches Unglück lässt sich nur gemeinsam tragen. 

 

An vielen Orten sind wir nun mit Unwettern, Feuer und Erdbeben konfrontiert. Es kann kein Zufall sein, dass das nun so häufig geschieht. Es ist gruselig. Es bringt zum Nachdenken. Viele fragen sich:  Ist die Klimaveränderung schuld? Bekommen wir jetzt die Quittung für den Raubbau an der Natur? Wichtiger als die Frage nach dem Warum ist meines Erachtens die Frage nach dem Wozu. Was sollen wir jetzt lernen, als Einzelne und als Menschheit insgesamt? Ist es jetzt an der Zeit, dass wir ganz neu lernen, füreinander da zu sein? Füreinander da sein, im Großen und im Kleinen? Dass wir ganz neu verstehen, wie alles Leben verbunden ist? Menschen - Bäume - Wasser - Erde - Luft: Alles ist verbunden.  

 

 

Letzte Woche haben wir in einem Malkurs diesen Baum gemalt. Manche Teilnehmerinnen haben sich mit ihm identifiziert. "Er ist so knorrig und verwundet", sagte eine. "Er sieht ein bisschen krank aus. Aber er hat frisches Laub. Er steht am Wasser. Er bekommt neue Kraft. So ist es hoffentlich auch bei mir. Ich möchte, dass in meinem Leben nochmals etwas Neues entsteht." 

 

Eine sagte: "Es ist ein starker Baum. Er streckt seine Zweige nach allen Seiten. So bin ich auch. Stark nach allem, was ich durchgestanden habe. Und ich suche Verbindungen mit anderen." Sie war sehr froh, in diesem Kurs Leute kennenzulernen, mit denen sie sich gut verstand und austauschen konnte. 

 

Wenn wir ein Motiv malen, malen wir immer etwas von uns selbst mit hinein. Unsere Seele drückt sich aus im Bild, stärker vielleicht noch als in der Sprache. Darum sehen die Bilder der Teilnehmerinnen immer verschieden aus, selbst wenn sie das gleiche Motiv malen. Das ist faszinierend zu beobachten. Und es ist eine tiefe Erfahrung für den ganzen Kurs, wenn jemand den Mut hat auszudrücken, was ihm oder ihr das Bild bedeutet. Es ist eine tiefe Erfahrung, verbunden zu sein und miteinander zu lernen. "Dass das in meinem Alter noch geht", sagte eine. "Das ist ein großes Glück. 

Ich bin sehr froh, etwas dazu beizutragen. 

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

 

 

 

 


Hier kommt eine Motette von Johann Sebastian Bach: Fürchte dich nicht!

 

Falls jemand den Text mitlesen möchte:

 

"Fürchte dich nicht, ich bin bei dir;
weiche nicht, denn ich bin dein Gott!
Ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

Chorale:
Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden,
du bist mein,
ich bin dein
niemand kann uns scheiden.

Ich bin dein, weil du dein Leben
und dein Blut
mir zu gut
den Tod gegeben.

Du bist mein, weil ich dich fasse
und dich nicht,
o mein Licht,
aus dem Herzen lasse!

Laß mich hingelangen,
da du mich
und ich dich
lieblich werd umfangen.

Fürchte dich nicht,

du bist mein.

 

Lassen Sie dies zu Ihrem Herzen sprechen!  

 

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