Als ich nachhause kam, stand eine schöne rote Amaryllis vor der Haustür. Jemand hat sie mir als Überraschung hingestellt. Ich habe mich sehr gefreut. In unserer Straße gibt es eine alte Frau, die sich sehr gerne solche Überraschungen ausdenkt. Im Sommer geht sie über die Blumenwiesen und pflückt Wiesenblumen. Im Winter kauft sie beim Gärtner einzelne Blütenstängel und steckt sie dann selbst mit Kiefernzweigen und anderem, was sie findet, zu Sträußen zusammen. Wahrscheinlich steckt sie hinter dieser Überraschung. Ich werde es bald herausfinden und ihr danken.
Jeden Tag gibt es etwas, wofür ich dankbar sein kann. An den meisten Tagen ist es sogar sehr viel. Die Zärtlichkeit und Fürsorge meines lieben Mannes. Briefe, Emails und Telefonanrufe. Freundinnen und Freunde. Schöne Rückmeldungen auf meine Bilder und Texte. Interessante Begegnungen, auch per zoom. Unser schönes Haus. Mein warmes Bett. Die Ruhe in unserem Ort. Unser schöner Garten und alles, was darin wächst. Gute Ideen. Bildaufträge. Bestellungen. Leckeres Essen. Sauberes Wasser. Erkenntnisse. Erinnerungen. Wald und Wiesen. Es gibt unendlich viel zu danken.
Heute wird in der evangelischen Kirche der "Totensonntag" begangen. Wir erinnern uns an diejenigen, die uns in die andere Welt vorausgegangen sind. Ich habe mir vorgenommen, heute meines Vaters zu gedenken. Er ist gestorben, als ich 15 Jahre alt war. Unsere Beziehung war kompliziert, denn er war alkoholkrank. Für die ganze Familie war es schwierig, damit umzugehen. Viele Erinnerungen sind belastend. Aber nun habe ich vor einiger Zeit viele Briefe bekommen, die er damals an seine Schwester geschrieben hat. Auch einige Fotos kamen zu mir. Ich habe angefangen, die Briefe zu lesen und in die Erinnerungen einzutauchen. Heute werde ich das fortsetzen.
Sein Grab ist schon lange aufgelöst. Und Friedhöfe sind sowieso gar nicht mein Ding. Darum werde ich nicht zum Friedhof fahren. Ich habe etwas viel Schöneres vor. Ich habe mich mit einer Freundin verabredet. Ihr werde ich ausführlich von meinem Vater erzählen. Ihre Eindrücke und Fragen werden mir bestimmt helfen, ihn und mich noch deutlicher zu sehen.
Es gibt vieles, wofür ich ihm dankbar sein kann, trotz allem. Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Es war eine große Liebe zwischen uns. Diese Liebe stirbt nicht.
Alles, was gewesen ist, hat mich zu derjenigen gemacht, die ich heute bin. So ist das auch bei euch und bei Ihnen. Auch das Schwere gehört dazu. Wir haben es nicht freiwillig gewählt. Aber wir sind daran gewachsen. Und wir haben Hilfe bekommen, immer wieder. Je älter ich werde, desto deutlicher sehe ich das. Je älter ich werde, desto dankbarer werde ich. Im Grunde möchte ich gar nichts von dem missen, was ich erlebt habe.
Eines Tages werden wir auch nicht mehr hier sein. Mögen wir so leben, dass andere gute Erinnerungen an uns haben und dankbar dafür sind, uns gekannt zu haben.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier kommt ein wunderschönes Lied. Im Refrain heißt es: "I am grateful for it all" - Ich bin dankbar für alles. Viel Freude beim Anhören, Anschauen und Mitsingen. Lassen Sie sich mitreissen!
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Und hier kommt ein sehr schönes Lied aus Taize, sogar in deutscher Sprache:
Frieden - Frieden - hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch. Euer Herz verzage nicht!
Ein sehr guter Ohrwurm!!!!
Und hier kommt das wunderschöne alte Kirchenlied: "Wachet auf, ruft uns die Stimme..."
Es ist so voller Vorfreude auf die Ewigkeit und voller Frieden! Für mich ist es eines der wertvollsten Lieder.
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