Freude und Leid

Osterglocken (vorläufiger Titel). Aquarell von Gabriele Koenigs (2025). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Original erhältlich
Osterglocken (vorläufiger Titel). Aquarell von Gabriele Koenigs (2025). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Original erhältlich

Freude und Leid liegen manchmal sehr nahe beieinander. In unserer Familie haben wir das gerade sehr extrem erlebt. Eine Nichte hat geheiratet. Wenige Tage vorher ist der Mann ihrer Schwester völlig unerwartet gestorben. Montags standen wir am Grab beieinander und samstags in der Hochzeitskirche. 

 

Die Braut hatte sich von mir ein Bild gewünscht. Ich habe ihr diese Osterglocken gemalt. Sie haben ein besonderes Leuchten. Das liegt an dem besonders dunklen Hintergrund. Beim Malen war mir natürlich die Trauer immer präsent. Der dunkle Hintergrund steht für die Trauer, die jetzt gerade so groß ist. Das Leuchten steht für die Kraft der Liebe. Gerade jetzt erlebt das frisch getraute Paar, wie wertvoll und kostbar ihre Liebe ist. Und gerade jetzt erleben sie, wie sehr sie gebraucht werden. Sie sind nicht nur füreinander da, sondern sie setzen sich miteinander ein. Sie trösten und unterstützen, so gut es geht. Gerade jetzt erlebt die junge Witwe, wie stark sie eingebunden ist in die Familie und den großen Freundeskreis. Auch sie erfährt die Kraft der Liebe. Alle bemühen sich, ihr zur Seite zu stehen und für sie da zu sein. 

 

Natürlich war es eine große Frage, ob die Hochzeit stattfinden kann oder nicht. Kann man denn feiern in einer solchen Situation? Das Hochzeitspaar hat sich schließlich dafür entschieden, den Gottesdienst und den anschließenden Stehempfang stattfinden zu lassen. Das große Festessen am Abend haben sie abgesagt. 

 

Während wir in der Kirche saßen, war beides zugleich präsent: Die große Mitfreude mit dem Hochzeitspaar, und das starke Mitgefühl mit der jungen Witwe und ihren Kindern. Beides war zugleich da, und beides ist wahr. Es ist kein entweder - oder, sondern ein beides zugleich. 

 

Unsere Seele ist so groß, dass sie extrem Unterschiedliches in sich tragen kann: Freude und Leid. Jubel und Klage. Vertrauen und Sorge. Zweifel und Glaube. Dunkel und Licht. Lachen und Weinen. Alles hat seinen Platz. Alles hat seinen Sinn. Alles durchdringt einander. Alles ist miteinander verwoben. Es ist alles präsent. 

Unser Verstand kann das nicht fassen. Wir kommen an die Grenzen des Denkbaren. Darum fehlen uns in solchen Situationen oft die Worte. Gesten müssen helfen. Blicke. Berührungen. Bilder. Musik. Lieder. Zeichen. Und einfach da sein. Da sein mit der Liebe, die uns erfüllt und durchdringt. Da sein mit allem, was wir in uns tragen. Aufrichtig und verbunden in Freude und Leid. 

 

Das volle Leben ist beides: Freude und Leid. Es ist nicht nur Freude. Es ist nicht nur Leid. Beides gehört dazu. Es ist wichtig, dass wir ein Ja dazu finden.

 

Paulus hat geschrieben: "Freut euch mit den Fröhlichen, und weint mit den Weinenden."

 

Alles Liebe und Gute für Sie und für euch! 

Gabriele Koenigs 

 

 


Wechselnde Pfade, 

Schatten und Licht. 

Alles ist Gnade. 

Fürchte dich nicht! 

 

Hier können Sie diesen schönen Kanon hören und mitsingen. Viel Freude dabei! 

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Kommentare: 2
  • #1

    Robert (Dienstag, 08 April 2025 13:00)

    Liebe Gabriele,
    Diese Woche steht im andere zeiten-Fastenkalender unter den Motto "verschmerzen".
    Bisher habe ich Sätze wie "Das kann man verschmerzen." immer so verstanden: nicht so schlimm, kein Grund, sich aufzuregen.
    Aber wenn ich jetzt - nur so ein spontaner Gedanke - das Wort 'Schmerz" in diesem Verb ernstnehme und "verschmerzen" so wie "verarbeiten" oder "vermeiden" als eine bewusste Aktivität verstehe, dann bekommt das einen anderen Sinn. Es ist leicht gesagt für Außenstehende, aber vielleicht muss man mit Schmerz auf eine bestimmte (individuelle) Art und Weise umgehen, bevor es erträglich wird, bevor - heute heisst es im Fastenkalender in einem Text von Fulbert Steffensky - "Wunden zu Narben werden".
    Langer, umständlicher Text, in Deinem Bild ist viel mehr viel einfacher ausgedrückt.
    Frühlingsgruß aus Mannheim!

  • #2

    Gabriele Koenigs (Dienstag, 08 April 2025 13:56)

    Lieber Robert,
    das ist ein überraschender und sehr wichtiger Gedanke! Danke dafür! Ja, es braucht Zeit und seelische Energie und manchmal auch Unterstützung, bis etwas wirklich "verschmerzt" ist.
    Ganz liebe Grüße
    Gabriele