beherzt

Du bist nicht allein. Mischtechnik auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2024). Als Original und als Kunstpostkarte erhältlich
Du bist nicht allein. Mischtechnik auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2024). Als Original und als Kunstpostkarte erhältlich

Das Wort "beherzt" ist ein schönes altes Wort. Es ist kaum mehr in Gebrauch. Aber der deutsche  evangelische Kirchentag bringt es wieder ins Gedächtnis. Denn das Motto, unter dem der diesjährige Kirchentag steht, lautet: "mutig, stark, beherzt". 

 

Was bedeutet "beherzt"? Ganz sicher dies: Das Herz meldet sich. Nicht nur der Verstand. Nicht nur die Überlegungen. Sondern etwas von ganz tief innen. Eine beherzte Entscheidung ist eine, die ich nicht nur mit kühlem Verstand getroffen habe. Es ist eine, bei der mein Herz schlägt. Eine beherzte Äußerung ist eine, die mir gar nicht so leicht fällt. Ich riskiere etwas damit. Ich weiß nicht, was daraus entstehen kann. Mein Herz klopft. Aufregung und Angst melden sich. Und doch fühlt es sich passend an. Ich lasse die Masken fallen. Ich zeige mich mit dem, wofür mein Herz schlägt. Damit mache ich mich auch verletzlich und angreifbar. Es kann sein, dass jemand anderes spöttisch darauf reagiert oder überhaupt nicht versteht, worum es mir geht. Dennoch: Es ist dran. 

 

Vor 4 Wochen habe ich entschieden, dass ich meinen Vertrag mit der amerikanischen Firma "mailchimp" auflösen möchte. Sie haben gute Arbeit für mich gemacht. Seit 2016 haben sie meine Rundbriefe versandt. Das System hat funktioniert. Ich hätte einfach dabei bleiben können und so weitermachen können. Aber die großen Technologiekonzerne in Amerika sind in den Händen von den reichsten Menschen der Welt. Diese unterstützen Trump und verhelfen ihm zu seiner Macht. Gemessen an den Milliarden, die sie umsetzen, ist meine Jahresgebühr verschwindend klein. Dennoch: Ich möchte keinen Cent und keinen Euro mehr in diese Hände gelangen lassen. 

 

Ich habe mir einen neuen Anbieter gesucht und ausprobiert, ob der Versand meiner Rundbriefe auch über diesen klappt. Dieser Anbieter sitzt in Berlin und wirkt vertrauenswürdig. Es gab ein paar Anfangshürden. Und es war aufwendig, alle Adressen aus mailchimp zu exportieren und an den neuen Anbieter zu übertragen. Ich habe den Versand über den deutschen Anbieter getestet. Und schließlich hat der Test gezeigt: Es klappt. Viele von meinen Abonnenten haben mir bei dem Test geholfen und mir zurückgemeldet: Es klappt wirklich. Vielen Dank dafür! 

 

Nun habe ich den letzten Schritt vollzogen und das Konto bei mailchimp aufgelöst. Zunächst war es gar nicht so einfach, die Schaltfläche zu finden, mit der ich kündigen konnte. Als ich sie endlich hatte, wurden mir andere Optionen eingeblendet. Pausieren Sie Ihren Vertrag für 2 Monate. Oder: Nehmen Sie drei Monate lang einen reduzierten Sonderpreis in Anspruch. Danach können Sie immer noch kündigen. Und es wurde die Warnung eingeblendet: Wenn Sie jetzt kündigen, werden alle Ihre Daten für immer gelöscht. Sie haben nie mehr Zugriff darauf. Tatsächlich fing mein Herz an zu rasen. Will ich das wirklich riskieren? Wie ist das, wenn ich so viele Daten verliere? Mache ich hier eine große Dummheit? Was ist, wenn ich doch noch einmal etwas Wichtiges nachschauen will? Das Zögern hat eine Weile gedauert. Aber schließlich habe ich den entsprechenden Knopf gedrückt. Dieses Kapitel ist für mich beendet. Hurra! Geschafft! Dieser Schritt ist vollzogen. Nun geht es anders weiter. 

 

Es war keine Heldentat. Es war gar nicht so schwer. Es kann sein, dass andere Entscheidungen kommen, die schwerer sind. Es kann sein, dass andere Schritte fällig werden, die mehr Mut und Ausdauer erfordern. Ich habe geübt. Dabei habe ich meine Stärke gespürt. Obama hat einmal gesagt: "Yes, we can!" Wir sind stärker als wir denken. Manchmal reden wir uns heraus und denken: "Ich bin doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Auf mich kommt es gar nicht an." Das ist eine Ausrede. Auf jeden kommt es an. 

 

Wo wir einkaufen. Bei wem wir unsere Bücher bestellen. Wem wir unsere Stimme geben. Welche Nahrungsmittel wir zum Kochen verwenden. Mit wem wir Verträge machen. Wie wir unser Geld anlegen. Wen wir mit unseren Spenden unterstützen. Welche Putzmittel wir verwenden. Wie wir unsere Zeit verbringen. Alles das sind wichtige Entscheidungen.  Treffen wir sie beherzt, mutig und stark! 

 

Alles Liebe und Gute für Sie und für euch

Gabriele Koenigs 

 

 

 

 

 

 

 


Hier kommt eines der Lieder, das für den Kirchentag gedichtet wurde. Die Musik stammt von Fritz Baltruweit, der Text von Lothar Veit. Viele werden es auf dem Kirchentag hören und singen. Wollen Sie sich mit ihnen verbinden und mitsingen? Der Refrain ist eingängig. Es geht leicht. Viel Freude dabei! 

 

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