Alles neu

Ein Kind sitzt auf dem Boden, umgeben von Bauklötzen. Es stapelt die Steine übereinander und erschafft Türme, Gebäude, Figuren. Es juchzt. Die Freude ist riesengroß. Wenn ein Turm zusammenstürzt, setzt es die Steine wieder neu aufeinander. So lange, wie die Geduld reicht. So lange, bis etwas anderes dran ist.  Beim nächsten Mal geht es wieder los. Anfangs braucht ein Kind nicht mehr als ein paar schlichte Bausteine aus Holz. Später kommen Lego, Duplo, Fischertechnik oder andere Spielmaterialien. Immer geht es darum, etwas zu erschaffen.  

Die Freude am Erschaffen liegt in unserem Menschsein, von Anfang an. Der Mensch ist ein kreatives Wesen. Wir gestalten unsere Welt. Wir gestalten unsere Gärten, unsere Wohnungen und Städte. Wir gestalten unsere Feste. Wir gestalten unsere Beziehungen. Beim Kochen nehmen wir, was in den Schränken ist und aus dem Garten kommt, und erschaffen daraus ein wohlschmeckendes Mahl. Wir pflücken Blumen und machen daraus einen Strauß oder ein Gesteck. Die Freude am Erschaffen und Gestalten durchzieht das Leben. Es liegt eine tiefe Befriedigung darinnen, etwas zu gestalten. 

In den letzten Tagen war ich bei einer Singwoche. Wir haben aus Herzenslust gesungen. Es waren nicht nur solche Lieder, die wir schon kennen und lieben. Wir haben einander neue Lieder beigebracht. Und jedes von uns hat ein eigenes Lied gestaltet. Es war ein faszinierender Prozess. Anfangs kamen nur ein paar Worte. Irgendwann kamen Töne dazu, ein Rhythmus, ganz allmählich, peu a peu. Jedes von uns hat ein Lied erschaffen. Wir haben unsere Lieder einander vorgesungen. Die anderen haben mit eingestimmt. Unser Singleiter hat mit seiner Gitarre eine Begleitung dazu erfunden. Jedes Lied ist einzigartig. Es war eine riesige Freude, die Lieder der anderen zu hören und das eigene Lied zu erschaffen. 

Wenn schon der Mensch so viel Freude beim Erschaffen und Gestalten hat, um wieviel mehr wird diese Freude bei Gott sein! Wenn schon der Mensch so viele Ideen hat, um wieviel mehr Ideen sind bei Gott! Gott ist der Schöpfer des Lebens. Auf lateinisch heißt das: creator. Von diesem Wort ist unser Wort kreativ abgeleitet. Gott ist kreativ ohne Ende. 

Gott findet neue Möglichkeiten, wo wir keinen Ausweg mehr sehen. Gott sieht weit über das hinaus, was wir uns vorstellen können. Es tröstet mich, das zu wissen. Am Ende der Bibel, im letzten Buch, steht eine große Verheißung. "Siehe, ich mache alles neu!" In den letzten Tagen bin ich viel mit dieser Verheißung umgegangen. Sie tröstet mich. Und sie weckt in mir eine große Erwartung. Was wird werden aus mir und aus uns? Was hat Gott mit uns vor? 

Gott ist am Werk. Nicht nur damals, als die Erde erschaffen wurde. Nicht nur irgendwann in ferner Zukunft. Heute. Jetzt. Gott erschafft Neues, in jedem Augenblick. Gott erschafft Neues, in uns und um uns. Ich vertraue darauf. 

Jedes von uns gehört zu diesem großen Schöpfungswerk. Jedes von uns ist ein Teil darinnen. Und jedes von uns kann dabei mitwirken. Tun wir, was wir können, um ein gutes Miteinander zu erschaffen, voller Liebe und Freude und Frieden. Trauen wir uns, immer wieder neu anzufangen. Wagen wir es, im Vertrauen auf Gottes Hilfe. 

Alles Liebe und Gute für Sie und für euch! 

Gabriele Koenigs 

Hier kommt ein schönes Lied aus der Gemeinschaft von Taizé. Es trägt einen lateinischen Text. "Veni creator spiritus". Übersetzt heißt das: Komm, Schöpfer Geist!" Es ist ein Kanon, ganz schlicht und einfach zum Mitsingen. Gesungenes Gebet. 

Viel Freude beim Mitsingen! 

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Und hier kommt noch etwas sehr Spezielles. In England lebt ein junger genialer Musiker und Komponist Jacob Collier. Eines Tages bekam er die Chance, mit einem großen Symphonieorchester zu improvisieren. Ohne Proben, ohne Notenblätter. Musik, die aus dem Moment entstand. So faszinierend! Hier ist die Aufzeichnung davon. Er hatte knapp 20 Minuten Zeit dafür. Genießen Sie diesen faszinierenden kreativen Prozess mitzuerleben!