
Hans schaut jeden Tag nach seinen Bäumen. Er pflegt eine große Baumwiese am Ortsrand. Die ältesten Bäume hat schon sein Großvater gepflanzt. Schon als Kind war Hans dort draußen. Zwischen den Bäumen hat er gespielt. Er hat geholfen, Obst aufzulesen. Er hat gelernt, auf die Bäume zu steigen, mit und ohne Leiter. Er hat die Namen der alten Obstsorten gelernt: Brettacher, Berlepsch, Goldparmänen, Boskop und Gewürzluiken. Nach Herzenslust durfte er Äpfel essen. Er hat beim Mosten zugeschaut. Spielerisch ist er in diese Arbeit hineingewachsen.
Seine Eltern haben das Grundstück übernommen, als die Großeltern starben. Nun ist es seins. Jeden Tag ist er dort tätig. "Das hält mich fit", sagt er . Er ist nun schon 84 Jahre alt.
In seinem Hauptberuf ist er Betriebsleiter einer kleinen Firma gewesen. Als diese pleite ging, ist er als Quereinsteiger in den Staatsdienst gewechselt und hat junge Leute ausgebildet. Daneben hatte er Ehrenämter im Gemeinderat, bei der Feuerwehr und als Schöffe. Aber seine Bäume hat er nie vernachlässigt. Sie sind ihm heilig. Seine Frau und seine Familie haben bei der Arbeit mitgeholfen.
Stets hat er den Bestand erneuert. Wenn einer von den alten Bäumen starb, hat er einen neuen gepflanzt. Er hat neue Sorten ausprobiert: Jonagold, Rubinette, Elstar, Golden Delicious. Es gab ertragreiche Jahre, in denen er kaum wusste, wohin mit dem vielen Obst und wie fertig werden mit dem Ernten. In anderen Jahren gab es Hagel oder Frost während der Blüte. Die Ernte war spärlich. Er weiß, dass es nicht jedes Jahr eine Rekordernte geben kann. Er hat seinen Frieden damit gemacht.
"Wenn ich morgen sterben würde", sagt er, "dann würde ich doch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Das hat schon Martin Luther gesagt." "Darf ich das ein bisschen korrigieren", frage ich. Er nickt. "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, dann würde ich trotzdem heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. So heißt das Zitat von Martin Luther."
Nachdenklich schaut er mich an. "Die Nachrichten aus aller Welt sind so niederdrückend", sagt er. "Da könnte man beinahe den Lebensmut verlieren. Aber das hier mit den Bäumen, das ist gut. Ich bleibe dran, so lange es irgend geht."
Wir haben genug geredet für heute. Wir verabschieden uns. Er geht an seine Arbeit. Und seine Worte gehen mit mir.
Ich sehe, wie die Äpfel allmählich Farbe bekommen. Ich freue mich an dem, was zur Ernte heranreift. Und ich bin dankbar für Hans und seinesgleichen, die in Treue die Bäume pflegen. Was wären wir ohne sie?
Ganz herzliche Grüße!
Gabriele Koenigs
Hier können Sie einen schlichten Kanon hören, der aus den Worten des Häuptlings von Seattle (1864) entstanden ist:
"Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig".
Es geht ganz leicht ins Ohr. Viel Freude beim Mitsingen!"
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Carien Wijnen, eine holländische Liedermacherin, hat weitere Sätze aus dieser Rede des Häuptlings zu Musik gemacht. Hören Sie die Komposition, gesungen von ihrem Frauenchor. Der Text ist in englischer Sprache.
Es ist schön, dass die Worte des Häuptlings zum Mitlesen eingeblendet werden.
Erstaunlicherweise gibt es in diesem Herbst noch freie Plätze in meinen Kursen. Das ist schon lange nicht mehr vorgekommen! Normalerweise sind die Kurse Monate vorher schon ausgebucht.
Zu vergeben ist ein Platz im Kurs "Wir malen einen uralten Baum", ein Platz im Kurs "Wir malen Rosen" und vier Plätze im Einsteigerkurs Aquarell. Wer möchte einen Platz haben?
Ich freue mich jetzt schon wieder auf das Unterrichten und die Gemeinschaft mit den Kursteilnehmerinnen und - teilnehmern.
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Gudrun (Sonntag, 17 August 2025 12:01)
Hänschen erkundet unsere Welt. Für ihn noch eine freundliche. Das maltest du in schönen grünen und blauen Farben.
Und in unserem Seniorenheim lernte ich Frau von Berlepsch kennen, so fein und zart und vornehm. Meine Gewürzluiken schmecken!!! Und den Most aus den Äpfeln liebe ich zu trinken. Wo krieg ich den nur her?
Und der einfache Gesang ist würdevoll . Gloria dei!