07. September 2025
Ingrid hat das Schreiben wiederentdeckt. Mit Wonne schreibt sie Briefe an liebe Menschen in der Nähe und in der Ferne. Sie schreibt zu Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen, zur Geburt eines neuen Erdenbürgers, zum Abschluss der Ausbildung und wenn jemand gestorben ist. Sie ruft sich die Menschen vor Augen, denen sie schreibt. Sie fragt sich, welche Worte ihm oder ihr jetzt gut tun könnten. Sie denkt sehr gründlich über die Formulierungen nach. Erst schreibt sie ein Konzept. Wenn sie damit...
31. August 2025
Die "Sommerpause" ist vorbei, jedenfalls für die meisten Menschen. Gruppen und Chöre und Vereine treffen sich wieder. Die Schule beginnt wieder. Die Arbeit ruft. In Jerusalem treffen sich jetzt wieder die Jugendlichen vom Jerusalemer Jugendchor. Sie kommen aus Ostjerusalem, wo die arabischstämmige Bevölkerung lebt, und aus Westjerusalem, wo überwiegend Juden wohnen. Das Klima in Jerusalem ist aufgeheizt. Der Krieg in Gaza überschattet alles. Es ist nicht so, dass alle Israelis für den...
24. August 2025
Ich bin in diesem Sommer für ein paar Tage zurückgekehrt in das Paradies meiner Kindheit. Es ist eine Landschaft nördlich von Speyer am Rhein. Die Arme des Altrheins verbinden sich dort mit mehreren Baggerseen. Die Landschaft wirkt wie ein Labyrinth aus Wasser und Wäldern und Feldern. Es ist still dort. Man trifft nur wenige Leute. Ein paar Radfahrer, Spaziergänger. Leute, die am Rand des Wassers sitzen und angeln. Kinder, die sich im Wasser vergnügen. Eltern, die ein Auge auf sie haben....
16. August 2025
Hans schaut jeden Tag nach seinen Bäumen. Er pflegt eine große Baumwiese am Ortsrand. Die ältesten Bäume hat schon sein Großvater gepflanzt. Schon als Kind war Hans dort draußen. Zwischen den Bäumen hat er gespielt. Er hat geholfen, Obst aufzulesen. Er hat gelernt, auf die Bäume zu steigen, mit und ohne Leiter. Er hat die Namen der alten Obstsorten gelernt: Brettacher, Berlepsch, Goldparmänen, Boskop und Gewürzluiken. Nach Herzenslust durfte er Äpfel essen. Er hat beim Mosten...
10. August 2025
Ein altes Abendgebet fällt mir ein. Ich erinnere nicht mehr den ganzen Text auswendig. Aber ein Teil davon ist mir ganz präsent: "Herr, bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt." Die schlimmen Nachrichten aus aller Welt gehen nicht spurlos an uns vorüber. Immer wieder schleicht sich die Frage ein, ob es sein kann, dass die Lebensmöglichkeiten auf der Erde bald zu Ende gehen. So viel Zerstörung und Krieg und Gewalt vernichten Menschen und Tiere und Pflanzen....
03. August 2025
Meinen Eltern war es wichtig, uns Kindern gutes Benehmen beizubringen. Eine Regel, die ich früh lernte, hieß: "Beginne Briefe niemals mit dem Wörtchen "ich". Wenn du mit "ich" anfängst, wirkst du wie eine Angeberin oder eine Egoistin. Viel besser ist es, wenn du zeigst, dass du dich für die anderen interessierst. So schrieb ich z.B: "Liebe Tante Inge, wie geht es dir? Mir geht es gut..." Das Wörtchen "ich" galt als verdächtig. Das war nicht nur in unserer Familie so. Wir haben nicht...
26. Juli 2025
Auf dem Weg nach Schwaigern bin ich jeden Tag durch Niederhofen gefahren. Niederhofen ist ein Dorf, welches inzwischen nach Schwaigern eingemeindet ist. Ich bin als Kind und Jugendliche dort immer wieder hingekommen. Denn meine Großeltern und zwei ihrer Söhne waren dort beerdigt. Unsere Familie hat nach den Gräbern geschaut. Das gab uns immer wieder einen Anlass, um nach Niederhofen zu kommen. Niederhofen war für mich als Kind eine fremde, faszinierende Welt. Wir kannten dort niemanden...
20. Juli 2025
Die Ausstellung in Schwaigern geht bald zu Ende. Ich genieße die Begegnungen mit den Besucherinnen und Besuchern und die tiefen Gespräche. Ich genieße das Zusammensein mit meiner Freundin Gudrun, die an jedem Ausstellungstag mit mir in der Kirche ist und so schön musiziert. Ich genieße das lebhafte Interesse derer, die zu den Ausstellungsführungen und Malvorführungen kommen und viele Fragen haben. Ich genieße die liebevolle Fürsorge durch meinen Mann, der nun schon gründlich darüber...
10. Juli 2025
Susanne hat eine schwere Nacht hinter sich. Aber nun ist sie wach. Nun steht sie auf. Sie wäscht ihr Gesicht mit kaltem, klaren Wasser. Sie macht sich einen starken Tee. Jetzt kann der Tag beginnen. In der Nacht hat sie schreckliche Alpträume gehabt. Sie hat gesehen, wie Bomben vom Himmel fallen und Menschen schreien, voller Furcht. Häuser zerbersten, Kinder weinen, Alarmsirenen heulen, und sie war mittendrin. Manche Szenen aus den Träumen weiß sie auch noch jetzt, am Morgen. Sie macht...
06. Juli 2025
Bei dem Aufbau der Ausstellung in Schwaigern haben wir nach dem passenden Platz für das Gemälde vom Feuer gesucht. Schließlich wurde klar: Der passendste Platz ist vor dem Altar. Nun steht es dort und zieht alle Blicke auf sich und löst viele Empfindungen und Gedanken aus. Es ist zum zentralen Blickpunkt geworden. Das ist eine Überraschung, sowohl für mich selbst als auch für die Besucherinnen und Besucher.

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