Überlebenskünstler

Überlebenskünstler. Aquarell von Gabriele Koenigs (2020). Als Originalbild mit Passepartout erhältlich (Bilderrahmengröße 50 x 40 cm)
Überlebenskünstler. Aquarell von Gabriele Koenigs (2020). Als Originalbild mit Passepartout erhältlich (Bilderrahmengröße 50 x 40 cm)

Wiesenblumen sind Überlebenskünstler. Sie wachsen und blühen unter den kärgsten Bedingungen. Es ist sogar so: Je magerer die Wiese ist, desto größer ist die Vielfalt der Blumen. Je magerer die Wiese ist, desto schöner die Blüten.

 

Unser Leben wird jetzt auch karger als wir es gewohnt waren. Viele Läden sind geschlossen. Es gibt keine Veranstaltungen mehr, keine Gottesdienste. Familienfeste mussten abgesagt werden. Wir müssen keine Not leiden. Es gibt genug zu essen für alle. Wasser- und Stromversorgung und Müllabfuhr funktionieren. Die Post wird ausgetragen. Telefon und Internet funktionieren. Wir können Kontakt miteinander halten. Aber vieles, womit wir uns normalerweise beschäftigt haben, geht nicht mehr. Einkaufsbummel zum Beispiel. Von Laden zu Laden ziehen und überall herumstöbern, einfach zum Spaß, und danach noch irgendwo in ein Café sitzen. So etwas geht jetzt nicht. Das Leben wird auf das Wesentliche reduziert.

 

Das ist eine neue Erfahrung für die meisten von uns. Es dauert, bis wir uns daran gewöhnen. Das Gute daran ist, dass es alle trifft. Keiner kann weitermachen wie gewohnt. Für alle wird das Leben jetzt karger.

 

Gestern war ich einkaufen. Ich habe alles bekommen, was wir brauchen. Und ich habe auch Schokolade und Kekse gekauft. Früher war es oft so, dass ich gleich auf dem Heimweg die Packung geöffnet habe und Kekse oder Schokolade in den Mund geschoben habe. Ich konnte es gar nicht abwarten bis zuhause. Ruckzuck war die Packung leer. Manchmal schon, bevor ich wieder zuhause war. Ich konnte mich einfach nicht bremsen. Die Gier ist mit mir durchgegangen. Gestern war es anders. Es war mir klar, dass ich nichts essen darf, bevor ich nicht die Hände gut gewaschen habe. Also blieb die Packung zu. Das ging auch. Ich war froh, dass es eigentlich gar nicht so schwer war. Jetzt habe ich die Chance, mir die Gier abzugewöhnen. Jetzt habe ich die Chance, umzulernen. Ich werde nicht mehr gedankenlos in mich hineinstopfen, was da ist. Ich lasse es mir jetzt auf der Zunge zergehen. Ich esse langsam, Stück für Stück. Es muss wirklich nicht im Eiltempo geschehen. Und es muss wirklich nicht mehr so viel auf einmal sein.

 

Ich brauche Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Ich brauche Zeit, um das neu zu lernen. Diese Zeit ist jetzt da. Es passiert nicht alles innerhalb weniger Tage. Es wird dauern. Tag für Tag haben wir jetzt zu lernen. Und wenn ich es gelernt habe, Schritt für Schritt, wird das Leben noch schöner sein. Keine Gier mehr. Wie schön wird das sein. Neue Lebensqualität. Ein neues Lebensgefühl. Ein Geschmack von neu errungener Freiheit. 

 

Die Krise ist eine Chance. Ich sehe das immer deutlicher. Die Chance ist uns allen gegeben. Es ist die Chance zur Umkehr und Erneuerung. 

 

Ich wünsche Ihnen allen und euch allen einen guten Tag. 

Gabriele Koenigs 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0