Von Tag zu Tag

Bittet, so wird euch gegeben. Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Erhältlich als Kunstkarte und als Originalbild.
Bittet, so wird euch gegeben. Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Erhältlich als Kunstkarte und als Originalbild.

Zur Zeit denke ich immer wieder an die alte Geschichte vom Manna in der Wüste. Kennt ihr diese?

Das Volk Israel war in der Wüste. Sie waren der Knechtschaft entflohen. Sie waren frei. Mose hatte sie herausgeführt. Jeden Tag fanden sie Manna zum Essen. Es waren kleine Kügelchen aus Pflanzensaft, zuckerhaltig, nährstoffreich. Sie nannten es "Brot vom Himmel". Manche hatten Angst, ob es morgen auch etwas gibt. Sie fingen an zu horten. Aber dann verschimmelte es, wurde faulig und bekam Würmer. Sie mussten lernen darauf zu vertrauen, dass es auch morgen wieder genug gibt. Sie mussten lernen, es täglich neu zu empfangen. Es war ihr tägliches Brot.

 

Wir müssen das jetzt auch lernen, auf unsere Weise. Horten hilft gar nicht. Was nützt es, riesige Packungen Toilettenpapier im Keller zu stapeln? Was nützt es, Berge von Dosen und Nudeln zu bevorraten? Es macht die Probleme nur größer. Was die einen horten, fehlt den anderen. Die Versorgung der Bevölkerung ist viel schwieriger geworden, weil die Leute an sich reißen, was es gibt - unabhängig davon, ob sie es wirklich brauchen. "Unser täglich Brot gib uns heute", heißt es im Vaterunser. Es ist genug, wenn wir das bekommen, was wir für diesen Tag brauchen. Morgen ist wieder ein Tag.

 

Ich schreibe jetzt seit 10 Tagen täglich ein paar gute Gedanken für Sie auf. Ich mache mir manchmal Sorgen, ob mir wirklich immer etwas einfallen wird. Habe ich denn wirklich so viel zu sagen? Was werde ich denn morgen schreiben? Wird mir wieder etwas einfallen? Für mich ist das jetzt eine wichtige Lektion. Ich muss jetzt auch lernen zu vertrauen. Es ist genug, wenn ich etwas für diesen Tag empfange. Morgen ist wieder ein anderer Tag. Morgen werde ich wieder etwas empfangen. Denn Gottes Liebe hört niemals auf. Und der himmlische Vater weiß, was wir brauchen.

 

Ihr habt jetzt auch eure Lektionen zu lernen, nicht wahr? Jedes von uns ist nun gefordert. Jedes von uns ist nun gefragt. Wir kommen an unsere Grenzen. Wir spüren, wie bedürftig wir sind. Wir spüren unsren Kleinglauben und unsere Furcht. Wir spüren, wie nötig wir Gottes Hilfe brauchen, Tag für Tag.

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag.

 

Gabriele Koenigs