Kein Tag ist wie der andere. An manchen Tagen würden wir am liebsten die ganze Welt umarmen. An anderen würden wir uns am liebsten in ein Mauseloch verkriechen. An manchen Tagen sprudeln die Ideen nur so. An anderen fühlt sich der Kopf an wie ein schwerer Stein. An manchen Tagen sind wir ganz nah am Wasser gebaut. An manchen Tagen fehlt uns die Tatkraft. An anderen wachsen wir weit über uns hinaus. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt und alles, was dazwischen ist. Das ist bei uns allen so. Ich erlebe dieses Auf und Ab gerade sehr intensiv. Geht es Ihnen auch so?
Es ist wichtig, dass wir einander nicht verurteilen. Seid barmherzig. Barmherzig mit den anderen. Barmherzig mit euch selbst. Es ist so, wie es ist. Es wird auch wieder anders sein.
Haben Sie schon gemerkt, dass sich der Gemütszustand auch ziemlich schnell ändern kann? Manchmal wache ich morgens wie gerädert auf, und abends ist die gute Laune wieder da. Gefühle verändern sich rasch. Und das ist auch gut so. Wir brauchen uns nicht vor unseren Gefühlen fürchten. Und wir brauchen uns auch nicht hineinzusteigern. Besser ist es, wahrzunehmen, was ist. Aufmerksam. Ohne Scham. Ohne Verurteilung. Ohne den Gedanken: "Eigentlich sollte ich mich doch ganz anders fühlen...." "Ich hasse es, wenn ich so und so drauf bin...." "Heute bin ich gar nichts wert...." Solche Gedanken sind nicht wahr. Es ist einfach dummes Geschwätz. Da spricht ein unbarmherziger Richter in uns. Er hat sich in unsere Gedanken hineingeschlichen. Es ist aber nicht Gottes Stimme.
Gott ist anders. Gott ist barmherzig.
"Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist", sagt Jesus.
Und: "Selig sind die Barmherzigen".
Heute nacht ist mir wieder ein Gospellied eingefallen. "Nobody knows the trouble I 've seen. Nobody knows but Jesus". (übersetzt: Niemand weiß um die Not, die ich durchgemacht habe. Niemand als Jesus). Darin heißt es auch: "Sometimes I'm up, sometimes I am down. Sometimes I am almost down to the Ground. O yes, Lord". (übersetzt: Manchmal bin ich oben. Manchmal unten. Manchmal bin ich fast am Boden. O ja, Herr.)
O yes, Lord. O ja, Herr. Dies Ja zu finden ist jetzt ganz wesentlich. Es ist das Ja, das aus der Barmherzigkeit entspringt.
Ich wünsche Euch allen und Ihnen allen einen guten Tag.
Gabriele Koenigs
Hier ist eine Aufnahme des Gospels, gesungen von Louis Armstrong.
