Schritt für Schritt

Alte Liebe. Aquarell von Gabriele Koenigs. Als Kunstkarte erhältlich, als Kunstdruck und als Originalbild.
Alte Liebe. Aquarell von Gabriele Koenigs. Als Kunstkarte erhältlich, als Kunstdruck und als Originalbild.

Dies ist kein Sprint, sondern ein Marathon. So hat die Schriftstellerin Elizabeth Gilberth gesagt. Wie wahr! Wir werden die Probleme rund um den neuen Virus nicht schnell in den Griff bekommen. Die Sache ist nicht innerhalb der nächsten 2 Wochen erledigt. Wir sehen noch nicht, wohin uns das alles führt. Wir wissen nicht, was aus uns wird und aus den Menschen, die wir lieben. Wer wird sterben, und wer wird überleben? Und wenn wir sterben sollten, wie wird das sein? So viele beängstigende Fragen. Sie können uns den Schlaf rauben. Antworten darauf gibt es nicht. Wir können nur eines: Schritt um Schritt gehen. Jeden Tag das Notwendige tun. Jeden Tag überlegen: Was ist das Wichtigste heute? Was könnte ich sein  lassen? 

 

Gestern bin ich mit meinem Mann einen weiten Weg gewandert. Am Anfang ging es ganz steil bergan. Wir sind langsam gegangen. Er war immer ein bisschen schneller als ich. Jedes von uns hatte das eigene Tempo. Schritt um Schritt. Manchmal ging es eben oder bergab, das war leichter. Da sind wir dann auch nebeneinander gegangen, im gleichen Tempo. Am Schluß taten mir die Füße weh. Ihm auch. Wir sind schon lange nicht mehr so weit gewandert. Das machen wir sonst nur im Urlaub. Aber gestern war es genau das richtige. Im Gehen klärt sich manches. Im Gehen kommen die Gedanken ein wenig zur Ruhe. Und manchmal kommen wir dabei auf neue Gedanken. 

 

Als Jesus in seinen letzten Lebenstagen durch die Straßen von Jerusalem ging, wusste er noch nicht, wohin das alles führen würde. Tagsüber hat er sich den Begegnungen gestellt. Und nachts hat er sich zurückgezogen. Draußen vor der Stadt war ein Garten. Dort konnte er mit seinen Jüngern schlafen. Ausruhen. Kräfte sammeln. In das Vertrauen zurückfinden. Beten. Schweigen. Und dann am nächsten Tag wieder die nötigen Schritte tun. Schritt um Schritt. 

 

Durch das Sterben müssen wir alle hindurch, früher oder später. Ob es jetzt in dieser Krise kommt, ober ob es erst in 30 Jahren kommt. Ob es eine Krankheit ist oder ein Unfall oder eine Gewalttat, das wissen wir nicht. Ob wir alleine sein werden, wenn wir sterben. Oder ob ein Mensch an unsrer Seite ist. Wir  können das alles noch nicht wissen. Wir können nur eines: Unsere Schritte im Vertrauen gehen. Schritt für Schritt. Im eigenen Tempo und auf die eigene Art und Weise. In Freude und Leid. Schritt für Schritt. Alleine und gemeinsam. Schritt für Schritt. 

 

In einem alten Kirchenlied heißt es:

"Befiehl du deine Wege

und was dein Herze kränkt

der allertreusten Pflege

des, der den Himmel lenkt.

Der Wolken, Luft und Winden

gibt Wege, Lauf und Bahn

der wird auch Wege finden

da dein Fuß gehen kann."

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag.  

David Qualey improvisiert auf der Gitarre zu dem Lied "Befiehl du deine Wege...". 

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