Die Hoffnung weit spannen

Weg zum Leben. Acryl auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2019). Als Originalbild erhältlich
Weg zum Leben. Acryl auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2019). Als Originalbild erhältlich

Jetzt ist die Zeit zum Säen gekommen. Eigentlich wollten mein Mann und ich das schon vor 4 Wochen tun. Aber die erste Saat ist nicht gekeimt. Es war noch zu kalt. Nun machen wir noch einen Versuch. Wir säen Blumen, Salat und Gemüse. Wir hoffen, dass die Samen keimen und dass etwas wächst. Etwas, das Kraft gibt und nährt und die Augen erfreut. 

 

In unsren Vorräten gibt es auch noch Samentüten aus anderen Jahren. Aus irgendwelchen Gründen haben wir diese Samen nicht ausgesät. So ist auch nichts aus ihnen geworden. 

 

"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." Diese Worte stammen von Jesus. Er hatte sein Sterben vor Augen. Er ging damit um, wenn er alleine war. Und er ging damit um, wenn er mit seinen Freunden sprach. Lange wollten diese gar nichts davon hören, dass Jesus sterben würde. Der Gedanke war ihnen einfach unerträglich. Sie wehrten es ab, wenn er darauf zu sprechen kam. Sie wollten davon nichts hören. Aber er suchte dennoch nach Worten. Er suchte nach Worten, die ihnen helfen sollten - vielleicht auch erst im Nachhinein. Er hatte sich zu einem Ja durchgerungen. 

 

Eigentlich war es viel zu früh, nach menschlichem Ermessen. Es hätte nicht sein müssen. Und doch nahmen die Dinge ihren Lauf, mit einer Dramatik, die sich zuspitzte von Tag zu Tag. Niemand konnte das aufhalten. 

 

Manche Familien erleben jetzt auch solch eine Dramatik. Innerhalb weniger Tage kann sich die neuartige Lungenkrankheit so zuspitzen, dass keine Rettung möglich ist - auch nicht mit Beatmungsgeräten und Intensivstation. Es ist nicht bei jedem Erkrankten so. Manche können genesen. Ärzte und Pflegende tun alles, was in ihren Möglichkeiten liegt. Viele sterben trotzdem, so bitter das auch ist. Und es sind nicht nur alte Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Es kann auch junge, gesunde Menschen treffen. Ein Ja dazu zu finden, ist unsagbar schwer. 

 

Jesus hat immer über den Tod hinausgedacht. Er spannte seine Hoffnung weit aus, über das irdische Leben hinaus. Danach kommt etwas anderes: Leben bei Gott. Ewige Freude.  Jubel, Lachen. Alle Tränen sind getrocknet. Kein Schmerz wird mehr sein. Keine Atemnot. Kein Hunger. Keine Not. Der Tod ist nichts als ein Durchgang in dieses ewige Reich. Viele Gläubige haben ihre Hoffnung ebenso weit gespannt wie er. Das hat ihnen geholfen. Das hilft auch mir. Wir sind unterwegs zum ewigen Leben. Dieses Erdenleben ist nur eine Etappe auf dem Weg zu etwas Größerem. 

 

Die große Hoffnung macht viele kleine Taten möglich. Säen zum Beispiel. Wie könnten wir das ohne Hoffnung tun?

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag. 

Gabriele Koenigs  

 

P.S: Mein abstraktes Bild ist schon vor einem Jahr entstanden. Es geschah in der Osterzeit. Ich habe ihm den Titel gegeben: Weg ins Leben. Ich sehe jetzt ganz deutlich, dass eine Weizenähre darinnen ist. Seht ihr sie auch? 

 

Hier ist der Anfang des "Deutschen Requiems" von Johannes Brahms.

 

Dies ist der Text: 

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. (Matthäus 5, 4) Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Welch eine Entwicklung vom Leid zur Freude !!!

Es ist eines der ergreifendsten Musikstücke, das ich kenne. 

 

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