Zufluchtsort

Von guten Mächten wunderbar geborgen. Ölbild von Gabriele Koenigs (2019). Erhältlich als Kunstkarte mit Briefumschlag und als Originalbild.
Von guten Mächten wunderbar geborgen. Ölbild von Gabriele Koenigs (2019). Erhältlich als Kunstkarte mit Briefumschlag und als Originalbild.

Auf dem "Ölberg" in Jerusalem wachsen viele Olivenbäume. Dort war ein Zufluchtsort für Jesus und seine Jünger. Jede Nacht gingen sie in einen Garten mit Namen Gethsemane. Unter den Bäumen konnten sie in vertrauter Runde beieinander sein und ihre Ängste und Hoffnungen teilen. Unter den Bäumen konnten sie schlafen. Und dort beteten sie auch. In der Nacht vor der Gefangennahme blieb Jesus wach. In Sichtweite seiner Jünger zog er sich zurück. Er bat sie darum, auch wachzubleiben und zu beten. Sie schafften es nicht. Immer wieder schliefen sie ein. 

 

"Vater, nimm diesen Kelch von mir", betete Jesus. "Aber nicht, wie ich will. Sondern wie du willst." "Dein Wille geschehe." Er rang mit sich selbst. Er rang um den Frieden. Er rang um sein Ja. 

 

Um ihn standen die uralten Bäume. Olivenbäume sind knorrig und knorzig. Sie können Hunderte von Jahren alt werden. Ihre Rinde hat tiefe Furchen. Sie strecken ihre Wurzeln tief in die Erde und verbinden sich dort mit den Wurzeln der anderen. Aus der Tiefe holen sie die Kraft. Aus der Tiefe holen sie die Standfestigkeit. Sie wachsen in die Höhe. Die Kronen der Bäume bilden zusammen ein Dach. Unter diesem Dach gibt es Stille und Geborgenheit und Trost. Bäume sprechen nicht. Sie sind einfach nur da, mit ihrer ganzen Würde, mit allem, was sie sind. Das genügt. 

 

Jesus wurde tief getröstet in dieser Nacht unter den Bäumen. Ein Engel stärkte ihn. Und dann war er bereit. 

 

Um unser Ja geht es jetzt auch. Um unsere Bereitschaft, die Lektionen zu lernen, die uns jetzt aufgegeben werden in der weltweiten Krise. Um unser Ja zu dem Verzicht, der uns auferlegt ist. Um unsere Bereitschaft, füreinander da zu sein und einander zu dienen. Um unsere Bereitschaft, Pläne fahren zu lassen und uns auf Neues einzustellen. Wir haben diese Bereitschaft nicht einfach so. Sie muss errungen werden. Möge Gott uns dazu helfen! 

 

Dieses Jahr können wir nicht in die Kirchen. Es gibt keine Gottesdienste und keine Abendmahlsfeiern. Das ist schon sehr seltsam. Manchen fehlt das sehr. Beten können wir trotzdem. Zuhause und im Garten und im  Wald. Sucht euch euren Zufluchtsort. 

 

Ich wünsche Ihnen allen und euch allen einen guten Tag.

Gabriele Koenigs 

 


Heute ist der Todestag von Dietrich Bonhoeffer, einem der aufrichtigsten Gotteszeugen des letzten Jahrhunderts. Er wurde 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. 

 

Von ihm stammt ein Trostgedicht, das zum Lied geworden ist. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag...

 

Anhören und mitsingen sehr empfohlen....