Respekt

Stavros. Aquarellportrait von Gabriele Koenigs (2017). Als Originalbild erhältlich
Stavros. Aquarellportrait von Gabriele Koenigs (2017). Als Originalbild erhältlich

Etwas haben inzwischen alle gelernt: Drängeln ist nicht mehr in. Schubsen ist nicht mehr in. Dem anderen zu nahe auf die Pelle rücken geht nicht. 

 

Das Empfinden, wie nahe einem jemand kommen darf, ist unterschiedlich von Person zu Person. Es ist auch in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich. Aber es gibt für jeden Menschen einen Abstand, der sich respektvoll anfühlt. Und es gibt etwas, das mehr in Richtung Übergriff geht. 

 

Wir waren daran gewöhnt, ab und zu in völlig überfüllte Busse oder U-Bahnen einzusteigen. Wir waren das Geschubse auf dem Bahnhof gewöhnt. Wir waren es gewohnt, dass sich jemand an einer Warteschlange einfach vorbeidrängelt. Ab und zu habe ich das auch gemacht. Jetzt haben wir uns das abgewöhnt. Wer es sich noch nicht abgewöhnt hat, hat nochmals ein bisschen Zeit dafür. Und ich habe gelernt: Wenn mir jemand zu nahe kommt - meistens gedankenlos, gar nicht in böser Absicht - dann gehe ich ein paar Schritte zurück. Ich muss keine große Diskussion darüber anfangen. Draußen geht das ganz mühelos. Ich kann den Abstand regulieren. In Räumen ist es schwieriger, Aber das werde ich dann auch üben. In den letzten Wochen hatten wir kaum Gelegenheit, das zu üben. Aber es wird kommen. 

 

In den Kreisen, in denen ich verkehre, galt es bisher als höflich, einander mit Handschlag zu begrüßen und zu verabschieden. Jetzt geht das gar nicht. In Zukunft wird sich das neu sortieren. Wir werden uns hoffentlich nicht ganz und gar abgewöhnen, einander zu umarmen und die Hände zu reichen. Wir werden deutlicher spüren, mit wem das passt und mit wem nicht. Wir werden deutlicher spüren, wann es passt und wann nicht. Und wir werden auf die Signale der anderen achten. Mögen sie es, wenn wir ihnen nahe kommen? Oder gehen sie einen Schritt zurück? Es gibt viele feine Signale. Viele von ihnen haben wir bisher übersehen. Wir werden das feiner wahrnehmen als bisher. 

 

Ich wünsche mir für die Zukunft eine feine Freundlichkeit. Zugewandt, offen und voller Respekt. Natürlich weiß ich nicht, ob die anderen das auch wollen. Aber soweit es an mir liegt, werde ich etwas dazu beitragen.

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag. 

Gabriele Koenigs 

 

 

 

 


P.S: Im Moment tauche ich wieder tief in das Thema Portrait ein. Ich male ein Auftragsportrait. Tragen Sie sich vielleicht auch mit dem Gedanken, ein Portrait in Auftrag zu geben? Ich lade Sie ein, mit mir Kontakt aufzunehmen. Wir können am Telefon darüber sprechen und herausfinden, ob ich Ihren Wunsch erfüllen kann. Ihre Photos können Sie mir per Post oder Email zuschicken. Ich würde sehr gerne etwas Schönes für Sie erschaffen.  


Komm, Herr, segne uns,

dass wir uns nicht trennen,

sondern überall 

uns zu dir bekennen. 

Nie sind wir allein

stets sind wir die Deinen.

Lachen oder Weinen 

wird gesegnet sein. 

 

Viel Freude mit dieser Gitarrenmusik, die sich auch zum Mitsingen eignet