Besondere Zeiten bringen besondere Grüße hervor. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass wir einander anders grüßen als zuvor? Vor allem bei den Abschiedsgrüßen fällt mir das auf. Meistens endet eine Begegnung, ein Brief oder ein Email jetzt mit dem Wunsch: "Bleiben Sie schön gesund!" Oder "Bleibt behütet". Oder: "Seien Sie bewahrt". Oder: "Passt gut auf euch auf!" Alle Liebe für die anderen und Sorge um ihr Wohlergehen steckt in diesem Gruß.
Die Osterzeit hat auch einen besonderen Gruß hervorgebracht. Als der Auferstandene hier und da auftauchte und seinen Jüngern begegnete, grüßte er sie jeweils mit dem Gruß: "Friede sei mit euch!" Hier geht es nicht in erster Linie um Gesundheit. Hier geht es um Umfassenderes. Friede mit der Situation, dass Jesus nicht mehr leibhaftig bei ihnen ist. Friede mit den schweren Erinnerungen rund um die letzten Tage in Jerusalem. Friede mit der Tatsache, dass sie weit hinter ihren großen Vorsätzen zurückgeblieben waren und ihren Freund und Meister im Stich gelassen hatten. Friede mit der neuen Verantwortung und den neuen Entscheidungen, die jetzt auf die Gemeinschaft der Glaubenden zukommen. Und Friede untereinander: dass sie nicht mit Vorwürfen entzweien, sondern die neue Situation gemeinsam meistern. Der Auferstandene wünscht ihnen diesen Frieden. Und er lässt diesen Frieden in den Begegnungen entstehen. Wo er kommt, bringt er diesen Frieden mit sich.
Letztlich geht es jetzt auch bei uns nicht nur um Gesundheit. Auch bei uns geht es um Größeres. Auch bei uns geht es um Frieden. Dass wir nicht irgendwelche Sündenböcke suchen, die angeblich an den Problemen mit dem neuen Virus schuld sind. Dass wir die Situation gemeinsam meistern und solidarisch miteinander sind. Dass wir bereit sind, einander zu vergeben, wo es nötig ist. Und dass wir Frieden schließen mit dieser Situation, die jetzt so viel Verzicht und Umorientierung notwendig macht. Es wird zu unserem Besten dienen.
Friede sei mit dir! Bei der Feier der Heiligen Messe tauschen die Gläubigen traditionellerweise den Friedensgruß. Oft wird er mit Handschlag oder Umarmung besiegelt. Für mich ist es immer ein besonderer Moment, wenn ich das miterlebe. Der österliche Gruß des Auferstandenen wird in diesem Moment weitergegeben. Im aufeinander Zugehen ist Christus gegenwärtig, genauso wie im Teilen von Brot und Wein. Im Moment können wir keine Gottesdienste miteinander feiern. Wir müssen Abstand halten. Das ist sehr sonderbar. Aber wir stellen uns darauf ein. Wie wird es in Zukunft sein? Werden wir das Heilige Abendmahl feiern können? Wie werden wir einander den Friedensgruß geben? Im Moment ist das alles ganz offen. Es wird sich finden.
Grüße sind wichtige Signale an die anderen. Achten wir darauf, welche Signale wir geben in unserem Gruß. Seien wir phantasievoll in unserem Grüßen. Begegnen wir einander so, dass es dem Frieden dient. In jeder Begegnung kann Frieden entstehen. In jeder Begegnung kann sich das Dunkel etwas lichten.
Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen schönen Sonntag.
Gabriele Koenigs
Hier kommt die Friedensbitte: Gib uns deinen Frieden, als Kanon gesungen (lateinisch: Dona nobis pacem). Viel Freude beim Anhören und Mitsingen.
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