behütet

behütet. Abstraktes Bild in Mischtechnik auf Leinwand (2017). 50 cm x 40 cm. Als Originalbild erhältlich
behütet. Abstraktes Bild in Mischtechnik auf Leinwand (2017). 50 cm x 40 cm. Als Originalbild erhältlich

Immer wieder denke ich an meinen Großvater. Er ist gestorben, als ich 16 Jahre alt war. Er ist einer der Menschen, die mich immer tief beeindruckt haben. Und zugleich habe ich mich an ihm gerieben. 

Er war ein frommer und ernster Mann, mit einer starken Neigung zur Depression. Er war Pfarrer. Fast immer trug er einen schwarzen Anzug. Das hat mich als Kind natürlich befremdet. Mit seiner Schwermut kam ich nicht gut zurecht. Der Glaube war seine Herzensangelegenheit. Und Glaube war für ihn eine sehr ernste Angelegenheit. Er war 3 Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen. Er war angeklagt worden wegen einer Predigt nach dem Kriegsanfang, die ihm als Kritik an Hitler ausgelegt worden war. Er durfte keinen Besuch empfangen. Briefe waren auch begrenzt und gingen natürlich durch die Zensur. Er hatte keinen Kontakt mit Mithäftlingen. Die Wärter behandelten ihn mit der ganzen Verachtung. Durch sein Zellenfenster sah er auf den Galgen, an dem immer wieder jemand hing. Kein Wunder, dass er depressiv wurde! Aber er hat das KZ überlebt. Sein Glaube hat ihn gehalten. Die Bibel hatten sie ihm weggenommen. Aber er hat sich eine Karte zusammengeklebt aus Zeitungsbuchstaben. Aus den Überschriften des Völkischen Beobachters hat er sich die Worte JESUS LEBT zusammengeklebt. Das stand immer auf seinem Tisch. 

 

Ich habe immer behalten, was er gesagt hat - auch, wenn ich mich darüber gewundert habe. Oder vielleicht sogar gerade deshalb. Einmal kam er für mehrere Tage zu Besuch. Er schlief in einer kleinen Pension. Wir hatten nicht genug Platz daheim. Er hatte vergessen, seinen Zahnbecher einzupacken. Am nächsten Tag erzählte er mir: "Es war so gut, dass Annemarie mir für die Reise einen Joghurt mitgegeben hat. Ich konnte dann diesen Becher zum Zähneputzen benützen. Es wird alles gut gefügt, jederzeit." Aus diesem Vertrauen lebte er ganz und gar.

 

Heute geht es mir ganz ähnlich wie ihm. So viele Kleinigkeiten meines Lebens, die jemand anderes vielleicht gar nicht der Rede wert finden würde und über die ich normalerweise auch gar nicht spreche, empfinde ich so wie er: Es wird alles gut gefügt. Mir fällt gerade im richtigen  Moment ein Buch in die Hand. Jemand kauft ein Bild von mir. Jemand sagt mir etwas Wichtiges und holt mich heraus aus dem Zweifel und dem Selbstmitleid. Eine nette Vermieterin hat eine Wohnung für mich für die Zeit meiner Ausstellung und gibt sie mir zum günstigeren Preis, obwohl Hochsaison ist. Ich nehme das nicht als Zufall, sondern als Ausdruck der göttlichen Liebe. 

 

Diese Liebe umgibt uns und durchdringt uns, wo wir auch sind. Wer wird das jemals verstehen können?

 

"Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. 

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, 

ich kann sie nicht begreifen." (Psalm 139)

 

Und trotzdem kann man daraus leben. Mein Großvater tat es. Und ich tue es auch. Viele von Ihnen und von Euch tun das auch, nicht wahr?

 

Bleiben wir in diesem Vertrauen. 

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen guten Tag. 

Gabriele Koenigs 

 

 

 


Hier singt der ausgezeichnete Kammerchor voces 8 aus London den Choral "Jesus bleibet meine Freude...".

 

Viel Freude beim Anhören! 

 

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