Was brauchen wir zum glücklich sein?

Morning has broken. Aquarell von Gabriele Koenigs. Als Originalbild und als Kunstdruck erhältlich
Morning has broken. Aquarell von Gabriele Koenigs. Als Originalbild und als Kunstdruck erhältlich

Eigentlich wollte ich im September nach Griechenland reisen. Ich bin so gerne dort. Mein Freund George Politis hatte eine internationale Aquarellausstellung geplant und hat mich eingeladen, mit einem Bild dabei zu sein. Wie gerne hatte ich das zugesagt. Und ich wollte eine Ferienwoche am Meer damit verbinden. Schon vor einigen Wochen hat er klugerweise diese Ausstellung abgesagt. Meine Reise hatte ich dennoch noch nicht storniert. Jetzt habe ich es endlich getan. Ich möchte keine Flugreise machen. Und ohne Flug komme ich nicht nach Griechenland. 

 

Ich wundere mich, wie leicht mir das Absagen der Reise letztendlich gefallen ist. Es ist gar nicht so schlimm, auf die Reise zu verzichten. Und es liegt für mich eine Lehre darin. Denke nicht, dass du da oder dort sein musst, um glücklich zu sein. Und noch mehr: Denke nicht, dass du dies oder jenes haben musst, um glücklich zu sein. Denke nicht, dass du dieses oder jenes erleben musst, um glücklich zu sein. Du bist nicht abhängig von Ereignissen, Menschen, Orten, Erfolgen. Dein Glück hängt nicht an ihnen. 

 

Manchmal wollte ich etwas unbedingt haben. Ich dachte, dies oder jenes täte mir besonders gut. Und als ich es dann hatte, habe ich es kaum benutzt. Ein paar solche Dinge stehen noch auf dem Dachboden herum. Andere habe ich inzwischen weiterverschenkt oder weiterverkauft. Ich habe gemerkt, dass Illusionen dran hingen. Kein Ding der Welt kann uns jemals glücklich machen - auch wenn die Werbung das dauernd behauptet. Ein Konzern behauptet ja z.B. über seine Waren: "Alle werden glücklich...". So ein Unfug! 

 

Dieses Jahr ist wie eine Entziehungskur. Sie ist nicht angenehm, wirklich nicht. Entziehungskuren sind niemals angenehm. Aber sie helfen, frei zu werden. Wir alle mussten in den vergangenen Wochen lernen, auf einiges zu verzichten. Manches ist uns richtig schwer gefallen. Manches war letztendlich nicht so schlimm. Letztendlich hat es uns sogar die Augen geöffnet, nicht wahr? Wir haben an manchen Stellen gemerkt, was wir nicht unbedingt brauchen. Und wir haben gemerkt, was uns wirklich wichtig ist. 

 

Morgenlicht sehen. Den Gesang der Vögel hören. Ein Lied auf die Lippen nehmen. Frieden erleben. Gottes Nähe spüren. Mit jemand ab und zu einen Gedanken oder eine Empfindung teilen. Das ist mir wichtig. Und das kann an vielen Orten geschehen. Auch zuhause.  

 

 

Ich wünsche Euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

 

 

Als Zugabe gibt es heute eine Geschichte aus dem Weisheitsschatz der Juden, eine chassidische Geschichte: 

Es lebte einmal in der Stadt Krakau ein frommer und eigenbrötlerischer alter Mann mit dem Namen Itzi. Mehrere Nächte hindurch träumte er, wie er nach Prag reiste, und auf einer Brücke über einem Fluss stand. Er träumte, dass unter der Brücke ein dicht belaubter Baum wuchs. Er träumte, wie er neben dem Baum einen Grube grub, und dass er in dieser Grube einen Schatz fand, der ihm Seligkeit und Ruhe für den Rest seines Lebens bescherte.

Zu Beginn beachtete er ihn kaum, aber als der Traum sich mehrere Wochen hindurch wiederholte, interpretierte er ihn als eine Nachricht, eine göttliche Nachricht, und er entschied, dass er diese Nachricht nicht missachten dürfte. Seiner Intutition treu belud er seinen Packesel für eine lange Reise und begab sich auf den Weg Richtung Prag. Nach 10 Tagen erreichte er die Stadt. Sofort begab er sich auf die Suche nach dem Fluss und der Brücke. Es gab weder viele Flüsse noch viele Brücken, daher fand er den Ort sofort. Alles war wie in seinem Traum; der Fluss, die Brücke, der Baum; hier war der Ort zum Graben. Aber er sah ein kleines Detail, das in seinem Traum nicht vorgekommen ist: die Brücke wurde Tag und Nacht von einem Wächter der königlichen Garde bewacht. Itzi traute sich nicht, in Anwesenheit des Soldaten mit dem Graben anzufangen, deswegen kampierte er neben der Brücke und wartete. Er wartete und wartete, und wartete, bis in der dritten Nacht der Soldat den Mann etwas verdächtig fand und sich ihm näherte, um ihn zu befragen. Der alte Mann hatte keinen Grund, ihn zu belügen, und so erzählte er dem Wärter, dass er aus einer sehr weit entfernten Stadt käme, weil er geträumt hatte, dass in Prag, unter einer Brücke wie dieser neben einem Baum wie diesem, ein Schatz vergraben lag. Der Wächter brach in schallendes Gelächter aus.
„So weit bist du für eine Dummheit gereist. Ich selbst träume seit über fünf Jahren jede Nacht, dass in der Stadt Krakau, unter dem Küchenboden eines alten Irren mit dem Namen Itzi, ein Schatz vergraben liegt. Sollte ich jetzt nach Krakau reisen, um den Schatz zu suchen?? Wie lächerlich das wäre!“
Itzi hatte begriffen, bedankte sich höflich beim Wärter und fuhr nach Hause zurück. Dann grub er eine Grube in seiner Küche und fand den Schatz, der dort schon immer vergraben lag.

 


Hier gibt es das Halleluja von Leonard Cohen, gespielt auf Panflöten. 

Viel Freude beim Anhören! 

 

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