Dieser kleine Junge hat vor kurzem Laufen gelernt. Nun kommt das Sprechen hinzu. Und dann wird es weitergehen, Schritt für Schritt. Lesen und Schreiben und Rechnen, Fahrradfahren, auf Bäume klettern, Fußball spielen, Computer bedienen usw. Er wird niemals ausgelernt haben. Wir lernen alle, Tag für Tag, bis zu unserem letzten Atemzug.
Im Moment müssen wir alle besonders viel lernen. Wie kann ich mit der Maske zurechtkommen, ohne dass mir dauernd die Brille beschlägt? Wieviel Abstand ist nötig beim Anstehen an der Kasse und bei der Unterhaltung mit Nachbarn? Wie kann ich diese oder jene Arbeit erledigen, ohne dabei mich selbst oder andere zu gefährden? Wie kann ich einen Urlaubstag gestalten? Wie gestalten wir ein Zusammensein mit Freundinnen und Freunden? Wie zeigen wir einander, dass wir einander gerne haben?
Vor einer Woche kam eine Freundin mit ihrem Mann zu Besuch. Wir haben den Tag miteinander sehr genossen. Und ich habe ihnen zu ein paar Fragen Löcher in den Bauch gefragt. Denn sie ist gelernte Krankenschwester und leitet die Nachbarschaftshilfe in einem großen Ort. Sie hat ihre Mitarbeiterinnen so gut in die Fragen der nötigen Hygiene eingewiesen, dass sie tatsächlich selbst in den schlimmsten Wochen der Coronakrise den Dienst der Nachbarschaftshilfe aufrechterhalten konnten. Welch ein Segen! Vielerorts wurde alles abgesagt, vor lauter Furcht. Aber sie waren da, wo sie gebraucht wurden. Mit Herz und Verstand haben sie das Nötige getan. Ich war ganz fasziniert von ihren Erzählungen. Und das Beste kam zum Schluss: Als wir uns verabschiedeten nach dem schönen Besuch, hat sie mir gezeigt, wie man einander umarmen kann, ohne einander zu gefährden. Oh, habe ich das genossen!!!!!!! Wie lange schon habe ich niemanden umarmt außer meinem Mann!!!!!! Endlich wieder eine Freundin liebevoll drücken, war das schön!!!!!! Natürlich habe ich es nicht auf Anhieb richtig gemacht. Sie hatte Geduld mit mir und hat mich korrigiert. Jetzt habe ich es verstanden.
Gestern war ich beim Friseur. Die Friseuse und ich, wir kennen uns nun schon mehr als 30 Jahre. Wir mögen uns sehr gerne. Wir reden über dies und das, während sie meine Haare in Ordnung bringt. Ich erzählte ihr, dass ich jetzt gelernt habe, wie man ohne Gefahr einander umarmen kann. Sie wollte es auch wissen. Ich stand auf vom Friseurstuhl und habe es ihr gezeigt. Das war köstlich. Während 30 Jahren haben wir uns noch nie umarmt. Aber gestern war es fällig. Und es waren nicht nur Übungszwecke. Wir haben beide herzhaft gelacht. Das Leben hat manchmal seinen besonderen Witz.
In einer Woche wird meine Ausstellung in Überlingen eröffnet. Einige Bekannte und Freunde, Malschüler_innen und Bilderkund_innen haben mir schon angekündigt, dass sie kommen und mich dort besuchen wollen. Ich freue mich sehr darauf. Und ich verspreche hiermit: Wer möchte, dem zeige ich den neuen Umarmungstrick!!!!
Ich bin so froh, wenn ich etwas Hilfreiches lerne, und ich gebe es dann auch gerne weiter. Das geht Ihnen und Euch wahrscheinlich auch so, nicht wahr?
Ich wünsche Euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier ist die Einladung zur Ausstellung in Überlingen
Hier kommt eines der schönsten Lieder aus Südafrika: Siyahamba....
Übersetzt heißt das: Lasst uns gehen im Licht des Herrn.
Es musiziert Barbara Swetina mit Freunden aus einer Kommunität.
Viel Freude beim Anhören und Mitsingen!
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