Vertrauen wächst

Letzte Woche habe ich zum ersten Mal wieder einen Aquarellkurs für eine Gruppe gehalten. Wir waren 5 Tage beieinander, 5 Teilnehmerinnen, 1 Teilnehmer und ich. Als ich den Raum vorbereitet habe, habe ich gut überlegt, welche Bilder ich an die Wand hänge. Bilder im Kursraum zeigen den Teilnehmer_innen nicht nur, was mit Aquarellfarbe möglich ist. Sie prägen auch die Atmosphäre im Raum. Am wichtigsten war mir dieses Bild. Es hing an der Wand, an die wir oft hingeschaut haben.
 
Die afrikanische Beterin hält ihre Hände wie offene Schalen. Sie signalisieren Offenheit, Bereitschaft und Erwartung. Sie sind frei von Furcht. Sie sind voller Vertrauen.
 
Wir haben jeden Morgen ganz bewusst damit begonnen, in eine Haltung von Offenheit und Vertrauen hineinzufinden. Jeden Morgen haben wir unsere Furcht losgelassen.
 
In einem Malkurs können vielerlei Befürchtungen aufkommen. Bin ich überhaupt geschickt genug? Was ist, wenn ich das Motiv einfach nicht schaffe? Was ist, wenn die anderen mich nicht achten? Was passiert, wenn mir die Kraft ausgeht? Und wie ist das mit der Ansteckung? Trage ich eine Krankheit in mir und gebe sie unwissentlich an andere weiter? Oder bringen die anderen Teilnehmer etwas mit und stecken mich an?
Ich hatte vor dem Kurs vielerlei Ängste. Einige der Teilnehmer hatten das auch. Wir waren ja immerhin Monate lang nicht mehr gewohnt, mit fremden Menschen über mehrere Tage in einer Gruppe zu sein. Wir waren so viel isoliert. Und es gibt immer noch keinen Impfstoff, und wir sind mitten drin in der zweiten Welle der Infektion. Darum hat sich der Kurs für mich angefühlt wie ein Abenteuer.
 
Vertrauen entsteht Schritt für Schritt. Echtes Vertrauen ist nicht blind und blauäugig. Es entwickelt sich. Wir sind anfangs vorsichtig mit dem, was wir sagen und tun. Wir halten viel Abstand. Wir beschnuppern einander. Wir lernen, einander zu achten und zu schätzen. Wir helfen einander und trauen uns allmählich auch, einander mal eine mutige Rückmeldung zu geben. Es war für mich sehr schön zu erleben, wie das Vertrauen zwischen den Teilnehmer_innen und zu mir täglich gewachsen ist. Ich habe es als kostbar empfunden.
 
In einer Zeit, in der so viel Misstrauen herrscht, ist Vertrauen eine kostbare Erfahrung. Wir können es nicht voneinander fordern. Aber wir können uns so verhalten, dass Vertrauen wächst. Und wir können Gott um seinen guten Geist bitten.
 
Ich bin sehr dankbar dafür, wie schön unsere gemeinsamen Kurstage gewesen sind. Es ist mir deutlicher als je zuvor, dass das nicht selbstverständlich ist.
 
Gott traut uns zu, dass wir gut miteinander umgehen. Trauen wir uns das auch - Tag für Tag.
 
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
 
Gabriele Koenigs
 
 
P.S: Dieser Kurs war der erste und dadurch der aufregendste nach dem großen Lockdown. Weitere werden folgen! Es tut einfach so gut, miteinander zu malen. Wer Interesse an einem Grundkurs oder Aufbaukurs hat, möge sich bei mir melden.

Hier kommt das schöne alte Vertrauenslied: "Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit.....".

Dies hier ist eine besondere Filmszene aus dem Film "Vaya con dios" - Gehen wir mit Gott. Die drei Hauptpersonen sind Mönche aus einem Orden der "Kantorianer", die allerhand Abenteuer miteinander erleben. Ein sehr, sehr empfehlenswerter Film, köstlich, ergreifend und immer wieder auf eine ganz besondere Weise komisch. !!!!! Und die Musik ist einfach atemberaubend. Genießen Sie das! Der Film stammt aus dem Jahr 2002 und war ein großer Erfolg.  

 

 

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