Wie ein Fels in der Brandung

Diese Frau kommt mir vor wie ein Fels in der Brandung.

 

Ihre Tochter hat mich beauftragt, ihr Portrait zu malen. Das war eine große Freude für mich. Ich bin dieser Frau noch nie begegnet. Aber vom ersten Moment an, als ich ihr Foto sah, habe ich ihre gute Ausstrahlung gespürt. Jeden Tag, wenn ich mich mit ihrem Gesicht beschäftigte, war das wieder so. Es ist einfach unübersehbar.

 

Ihre Tochter hat mir einiges Bemerkenswertes über sie erzählt. Als junge Frau wurde sie aus der Heimat vertrieben. Sie musste Zwangsarbeit leisten. Sie war sehr krank und hungerte. Aber sie hat das alles überstanden. Nun lebt sie mit ihrer großen Familie in Deutschland. Sie ist zufrieden. Es ist ein ganz tiefer Frieden in ihr. Ihre Hände sind mit Stricken beschäftigt. Das geht immer – sogar im Krankenhaus. Vor kurzem ist sie gestürzt und musste operiert werden. Schon am Tag nach der Operation ließ sie sich ihr Strickzeug wieder bringen. Es ist so ein tiefes Bedürfnis in ihr, etwas Schönes zu erschaffen. Sie verschenkt gerne, was sie erschaffen hat. In jedes Strickstück legt sie ihre ganze Liebe hinein. Darum war es ganz klar: Auf dem Gemälde sollte nicht nur das Gesicht erscheinen, sondern auch die fleißigen Hände und ein Stückchen aus einem ihrer Werke.

 

Im Menschen liegt ein tiefes Bedürfnis danach, etwas Schönes zu erschaffen. Ich denke, es hat mit unserer Gottebenbildlichkeit zu tun. Menschen wie sie würden sich niemals als Künstler bezeichnen. Und doch ist es diese künstlerische Ader, die in ihr ist und die ihr über vieles hinweghilft. Menschen waren jeher damit beschäftigt, etwas zu erschaffen. Das liegt in unserem Wesen. Wir könnten es alles ganz schlicht machen. Hauptsache, der Pullover oder die Decke wärmt. Hauptsache, die Uhr zeigt die Zeit korrekt an. Hauptsache, im Garten wächst etwas. Aber nein. Die Decke soll ein Genuss auch für das Auge sein. Die Uhr soll uns von dem Vergehen der Zeit erzählen und von der Beständigkeit, die trotzdem da ist. Der Garten soll eine Verheißung sein von dem Schöneren, das auf uns wartet im himmlischen Garten. Künstlerische Arbeit hat Hinweischarakter. Schönes zu erschaffen bringt uns in Verbindung mit dem, was über unser Jetzt und Hier hinausweist. Schönes zu erschaffen verwandelt unser Jetzt und Hier.

 

Wie gut, dass es Menschen gibt, die für uns sind wie ein Fels in der Brandung. Seien wir dankbar für sie. Genießen wir die Zeit, die wir mit ihnen verbringen dürfen. Es ist kostbare, gesegnete Zeit.

 

Gerade in turbulenten Zeiten wie unseren brauchen wir solche Menschen besonders nötig.

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs

 

P.S: Wer Interesse an einem Auftragsportrait hat, möge sich bei mir melden. Ich nehme mir gerne Zeit für ein Gespräch über die Wünsche und Möglichkeiten.


Als Mose in der Wüste am brennenden Dornbusch Gottes Ruf vernahm, antwortete er in seiner Sprache: Hineni! Das heißt übersetzt: Hier bin ich!!!!! Gibt es eine schlichtere und ehrlichere Antwort als diese?

 

Helge Burggrabe hat daraus ein Lied und eine wundervolle Aufnahme gemacht. Alle diese vielen Menschen singen: Hineni! Hier bin ich! Here I am! Je suis la. 

 

Hier bin ich mit allem, was in mir ist - mit allen meinen Ängsten und allen meinen Möglichkeiten. Mit meinen Träumen und Erkenntnissen. Mit Erfolg und Scheitern. Mit Glück und Leid. Vor dir verberge ich es nicht. 

 

Viel Freude beim Anhören und Mitsingen! 

 

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Dieses Buch ist aus den täglichen "guten Gedanken" entstanden, die ich hier von März bis Mai veröffentlicht habe. Es ist inzwischen vergriffen. Aber ich werde immer wieder danach gefragt, ob ich es nicht nachdrucken lassen könnte. Darum habe ich mir vorgenommen: Wenn ich 50 Nachbestellungen bekomme, lasse ich nochmals eine kleine Auflage drucken. Melden Sie sich bitte bald, falls Sie ein Buch vorbestellen möchten!