Seid geduldig

Zum Helfen bereit. Aquarell (2010). Unverkäuflich
Zum Helfen bereit. Aquarell (2010). Unverkäuflich

Geduld ist ein großes Thema. Nicht nur für uns Leute von heute. Schon vor 2000 Jahren hat Paulus seine Glaubensgeschwister ermahnt: "Seid geduldig, ihr Lieben, bis zum Kommen des Herrn..." 

 

Eine Frau liegt im Krankenhaus. Sie brauchte eine Herzoperation. Sie hat lange davor gezittert. Als der Termin feststand, hat sie noch sorgfältiger als sonst darauf geachtet, dass sie sich auf keinen Fall irgendwo ansteckt. Sie wollte auf keinen Fall, dass der Termin verschoben werden muss. Die OP ist für sie wirklich sehr wichtig. Am Morgen des OP-Termins teilte man ihr jedoch mit, dass ein Notfall dazwischengekommen ist. "Sie werden dann morgen operiert!" Ein Tag kann wirklich lange sein. Aber es ist ja absehbar. Sie hat ihn herumgebracht.  Am nächsten Morgen war sie wieder vorbereitet. Und dann musste wieder verschoben werden. Nun ist es endlich geschehen. Sie hat alles gut überstanden, Gott sei Dank. Alles in allem ist es eine riesengroße Geduldsprobe gewesen, für sie und für die Menschen, die sie lieben und die um ihr Leben gebangt haben.

 

Ein Mann kam zu einem Weisen und erzählte ihm von Turbulenzen in seinem Leben. Er war sehr aufgeregt und verärgert. Hätte das alles sein müssen? Hätte man das nicht alles besser organisieren und ihm diese Turbulenzen ersparen können? Der Weise sagte ihm: "Du musstest in dieser Angelegenheit Geduld üben. Geduld ist wie ein Muskel. Das muss geübt und trainiert werden." Der Mann fragte zurück: "Aber was habe ich davon, wenn ich Geduld übe?" "Geduld", sagte der Weise. "Das ist es, was du fürs ganze Leben brauchst." 

 

Manche Menschen haben das Glück, dass sie vom Beginn ihres Lebens an gute Vorbilder hatten. Mein Mann zum Beispiel. Er ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Von Anfang an hat er beobachtet, dass das Wachsen der Pflanzen dauert, und dass jede Menge Arbeit und Geduld dazugehört, bis geerntet werden kann. Schon als kleiner Junge hat er mitgeholfen, so gut er konnte. Schritt für Schritt hat er alle nötigen Arbeiten gelernt. Es kommt ihm bis heute zugute. Und es kommt mir zugute. Nur ganz, ganz selten verliert er mit mir die Geduld.

 

Eine Frau ist unter ganz anderen Umständen aufgewachsen. Mitten in Manhattan, in einem Hochhaus. Sie hatte einen liebevollen und klugen Großvater. Er brachte ihr oft besondere Geschenke mit. Und er war auch ein Weiser. Von ihm hat sie das Wichtigste über das Leben gelernt. Eines Tages brachte er ihr ein Töpfchen mit Erde. Sie war vier Jahre alt. Sie wunderte sich. Denn sie wusste, dass sie mit Schmutz nicht spielen darf. Er sagte: "Das ist kein Schmutz. Du musst jeden Tag ein kleines bisschen Wasser in den Topf gießen, nicht zu viel. Dann passiert vielleicht etwas. Tu es wirklich jeden Tag. Sie tat es brav. Sie war ja neugierig. Aber es passierte nichts. In der ersten Woche nicht, auch in der zweiten Woche nicht. Ab der dritten Woche vergaß sie es hin und wieder. Aber beim Einschlafen fiel es ihr wieder ein. Dann stand sie auf und holte das Gießen nach. Tatsächlich kamen in der vierten Woche Blättchen hervor. Natürlich erzählte sie es ihrem Großvater sofort. "Das ist Leben", sagte er. Es ist überall versteckt, rings um uns. Alles ist voll Leben." "Und es braucht nur ein paar Tropfen Wasser, damit es hervorkommt?" "Nein", sagte der Großvater. "Es braucht unsere Zuverlässigkeit... Das Leben braucht unsere Zuverlässigkeit. " Diese Lektion ist ihr geblieben. Sie hat gelernt, das Leben zu lieben und ihm zu dienen.

 

Wir brauchen jetzt auch Geduld, Zuverlässigkeit und Zuversicht. Wir werden noch eine Weile mit den Beschränkungen unserer Aktivitäten leben müssen. Es ist manchmal ärgerlich. Es ist manchmal unverständlich. Es ist manchmal schwer zu akzeptieren. Wir hätten es lieber ganz, ganz anders. Aber das hilft jetzt nicht. Jetzt hilft nur Geduld.

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs


Hier kommt eines meiner Lieblingslieder, gesungen von der jungen Sängerin Joan Baez. Inzwischen ist sie auch eine alte Frau. Ihr Lied ist immer noch mitreißend, wahr und voller Hoffnung. "We shall overcome some day": Eines Tages haben wir es überwunden. Wir werden in Frieden leben. Schwarz und Weiß zusammen. Wir werden Hand in Hand gehen. Tief in meinem Herzen glaube ich das. 

Viel Freude beim Anhören und Mitsingen! 

 

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Und heute habe ich noch eine Buchempfehlung. Das kleine Mädchen in meiner Geschichte ist eine vielgefragte, umsichtige, einfühlsame Ärztin geworden. Sie heißt Rachel Naomi Remen. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem sie die Geschichten ihres Lebens erzählt. Es ist wunderbar zu lesen, einfach ein Gewinn. Wer sich selbst etwas Gutes tun will oder für jemanden ein besonderes Geschenk braucht, dem sei es empfohlen! 

 

Wenn Sie auf die folgende Schaltfläche klicken, kommen Sie zu dem Verlag, der das Buch herausgebracht hat. Dort findet man sogar eine ausführliche Leseprobe, in der diese Geschichte enthalten ist, von ihr selbst erzählt. Viel Vergnügen beim Lesen!