Die Last des Lebens ablegen

Nicht zu fassen. Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Erhältlich
Nicht zu fassen. Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Erhältlich

Wir denken an unsere Verstorbenen. In vielen Kirchen werden heute ihre Namen gelesen und Kerzen für sie entzündet. Viele Menschen suchen die Gräber auf und legen etwas nieder und erinnern sich. Manche gehen in ein inneres Zwiegespräch mit den Verstorbenen. Manche schauen Fotos an und lesen alte Briefe. Manche treffen sich mit anderen, gehen gemeinsam zum Grab oder zur Kirche. Manche sind heute allein. So verschieden wie die Menschen sind, so verschieden durchleben sie die Trauerzeit. Manche weinen viel. Andere können gar nicht weinen. Manche sprechen über ihre Trauer. Andere machen es mit sich selbst ab. 

 

Die Verstorbenen haben hinter sich, was am Erdenleben schwer gewesen ist. Krankheit, Not und Konflikte. Verantwortung, die zu schwer war und komplizierte Beziehungen. Alles das war ein Teil des Erdenlebens. Sie sind davon jetzt frei. Sie sind auf einer neuen Etappe ihres Weges, jenseits vom Erdenleben. Wir wissen fast nichts darüber, wie es dort ist. Manche waren dem Tod nahe und sind doch noch einmal zurückgekommen. Sie erzählen von dem großen Licht, von der bedingungslosen Liebe und dem Frieden. Wir hoffen für alle Verstorbenen, dass sie Frieden finden bei Gott. 

 

Sie sind uns vorausgegangen. Jedes von uns wird eines Tages diese Schwelle überschreiten. Jedes von uns wird eines Tages gerufen. Ab und zu kommt uns dies deutlich zu Bewusstsein. Ab und zu schieben wir es weit von uns weg. Zu schwer erscheint der Gedanke, alles hinter uns zu lassen, was wir hier kannten und hatten. Zu sehr werden wir hier noch gebraucht. Noch ist unser Platz hier. Gott will, dass wir leben. Sonst wären wir nicht hier. Aber es ist nur eine befristete Zeit. Wir sind nur Gast auf Erden, sagt die Bibel. Unsere wahre Heimat ist im Himmel. Und, wer weiß: Vielleicht werden wir eines Tages sehr froh sein, dorthin gerufen zu werden? Vielleicht werden wir eines Tages sehr froh sein, unsere Lasten ablegen zu dürfen?

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche. 

Gabriele Koenigs 

 

 


Hier singt Odetta, eine Sängerin aus Amerika, in hohem Alter (einige Monate vor ihrem Tod) ein Loblied. Sie lobt Gott mit den Worten "Glory" (Ehre sei dir) und "Halleluja". Und sie betont das Festhalten an der Wahrheit mit dem Wort, das Gandhi geprägt hat: "Satyagraha". Und sie singt: "since I lay my burden down", d.h. Ich lege meine Last ab. So bewegend zu sehen und zu hören! In diesen Worten ist alles enthalten. In dieser Stimme hören wir die ganze Zuversicht. 

 

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