Heute habe ich eine Geschichte von Johannes Kuhn für sie. Im Original ist sie sehr lang. Darum habe ich sie für Sie ein wenig gekürzt und nacherzählt.
Ich hatte eine anstrengende Zeit hinter mir. Aber nun lagen die Weihnachtsferien vor mir. Ich freute mich darauf. Ich fuhr mit dem Zug in den Spessart. Es hatte angefangen zu schneien. In Frankfurt stieg ich in den Bummelzug. Nur wenige Leute waren darinnen. Der Zug wurde immer leerer. Als die beiden letzten in meinem Wagen sich zum Aussteigen bereit machten, fragte ich sie, wie lange es noch dauert bis zu meinem Reiseziel. „Nur noch 15 bis 20 Minuten“, sagten sie. „Beim nächsten Halt müssen Sie aussteigen“.
Ich zog mir den Mantel an und machte mich bereit. Und es dauerte wirklich gar nicht lange, bis der Zug langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Ich öffnete die Tür. Es war dichtes Schneetreiben. Ich konnte keinen Bahnsteig sehen. Trotzdem stieg ich aus. Als ich draußen war, merkte ich, dass hier wirklich kein Bahnhof war. Aber in dem Moment fuhr der Zug wieder an. Da stand ich nun und sah nur noch die Rücklichter in der Nacht verschwinden.
Was sollte ich tun? Ich stapfte durch den Schnee. Immer an den Gleisen entlang. Ich versank immer wieder im hohen Schnee. Und mein Koffer war schwer. Ich kam nur sehr mühsam voran. Wenigstens hörte das Schneien allmählich auf. Ich konnte nun ein paar Konturen erkennen. Mondschein huschte über den Schnee. In seinem Licht sah ich in der Ferne eine Brücke. Dann kommt dort wenigstens eine Straße, dachte ich.
Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen. Denn vor mir bewegte sich etwas. Es sah aus wie
ein Mensch. Ich erschrak. Was macht der hier um diese Zeit? Was hat der vor? Ich blieb stehen und rief die Gestalt an:
„Hallo! Ich bin aus Versehen zu früh ausgestiegen und muss zum nächsten Bahnhof. Können Sie mir helfen? Bitte helfen Sie mir!“
Die Gestalt antworte nicht und bewegte sich nicht. Hatte ich mich vielleicht doch getäuscht? Ich ging weiter mit klopfendem Herzen. Als ich näherkam, sah ich, dass es wirklich ein Mann war. Er war mir unheimlich. Und dennoch rief ich nochmals: „Bitte helfen Sie mir. Ich bin in einer ganz blöden Situation. Bitte zeigen Sie mir den Weg zum Bahnhof.“ Als ich ihn erreicht hatte, stellte ich meinen Koffer ab und schaute ihn an. Noch einmal wiederholte ich meine Bitte. Er brummte etwas in sich hinein. Dann nahm er meinen Koffer und wir gingen zur Straße. Er kannte sich dort aus. Aber reden wollte er gar nicht. Mir blieb nichts, als das zu respektieren. Ich ging hinter ihm her. Nach einer Weile kamen wir zu einem Auto. Es war seins. Er öffnete den Kofferraum, legte meinen Koffer hinein und gab mir ein Zeichen, dass ich mich auf den Beifahrersitz setzen sollte. Er ließ den Motor an. Schweigend fuhren wir durch die Nacht.
Plötzlich brach er das Schweigen und sagte: „Der liebe Gott hat Sie heute geschickt!“ Ich wunderte mich und fragte, wie er das meinte. Er erzählte: „Ich bin heute an die Bahnlinie gefahren und wollte mich umbringen. Ich hielt das Leben einfach nicht mehr aus. Ich wartete auf den nächsten Zug. Und dann kamen Sie. Sie baten mich um Hilfe. Sie haben dreimal gebeten. Sie sind ein Engel für mich.“
Er brachte mich mit dem Auto zu meinem Gasthof. Ich dankte ihm sehr. Er antwortete: „Ich habe zu danken!“ „Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin! Der liebe Gott hat mich doch nicht vergessen!“
Jemand hat mir diese Geschichte geschickt. Sie berührt mich sehr. Ein Engel ist nicht nur derjenige, der anderen im richtigen Moment aus einer schwierigen Situation hilft und die richtige Idee hat. Manchmal braucht jemand Hilfe und bittet und wird dadurch zum Engel – ohne es zu wissen und zu beabsichtigen.
Gott ruft seine Engel von überallher. Auf geheimnisvolle Weise sind wir von Engeln umgeben. Und in manchen Augenblicken unseres Lebens kann es geschehen, dass wir selbst zum Engel werden. Seien wir bereit.
Mein Vorschlag für heute:
Schauen Sie Ihren Weihnachtsschmuck durch. Suchen Sie ein Engelsfigürchen und geben Sie ihm einen guten Platz. Und suchen Sie in Ihren Erinnerungen. Waren Sie schon einmal in einer Situation, in der Sie gemerkt haben: Gott hat mir einen Engel geschickt? Oder sind Sie selbst für jemanden zum Engel geworden? Wie ist das geschehen?
Schreiben Sie es auf, oder erzählen Sie es. Und danken Sie Gott nochmals dafür. Selbst wenn Ihre Geschichte lange her ist, ist sie immer noch des großen Dankes wert.
Wenn Sie mögen, können Sie mir Ihre Geschichte schicken.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen einen guten Tag.
Gabriele Koenigs
P.S: Die Geschichte von heute trägt den Titel „Glauben Sie an Engel?“ und stammt von Johannes Kuhn. Wenn Sie sie im Originalwortlaut und in der ganzen Länge lesen wollen, suchen Sie sie mithilfe Ihrer Suchmaschine.
Hier hören Sie Hanna Gofferjé und Damaris Hoch mit dem Lied "Hört der Engel helle Lieder..."
Vielen Dank für die Erlaubnis, dies Lied hier zu veröffentlichen. Und viel Freude beim Mitsingen!
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