Heute möchte ich von einer speziellen Begegnung mit einer Ausstellungsbesucherin erzählen. Wenn der Andrang nicht so groß ist, begrüße ich jede Besucherin und jeden Besucher mit ein paar Worten. Sie sagte mir schon während der Begrüßung, dass sie „Corona-Leugnerin“ sei. Ich habe eine ganz andere Position dazu. Sollten wir nun in einen Streit oder heftige Diskussionen eintreten? Blitzschnell fiel die Entscheidung, dass wir das nicht tun. Schließlich war sie gekommen, um meine Bilder zu sehen und mich kennenzulernen. Sie blieb lange. Sie schaute genau. Wir führten tiefe Gespräche, und wir merkten bald: Wir haben viel mehr gemeinsam als das, was uns trennt. Und wir wissen beide um die Relativität unserer Meinungen und Erkenntnisse. Ob es wohl wirklich wahr ist, was wir für richtig halten? Sie erzählte mir einige Verschwörungstheorien. Und sie relativierte alles, was sie gesagt hatte, mit dem Satz: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Wer sich selbst auf diese Weise relativieren kann, wird umgänglich. Begegnung wird möglich.
In unserer Gesellschaft erleben wir tiefe Spaltungen. Diskussionen werden erbittert und feindselig geführt. Oft spielen sie sich gar nicht von Angesicht zu Angesicht ab, sondern in der virtuellen Welt. Dort erlauben sich manche Menschen jede Unverschämtheit und jede Lüge. Oft verbergen sie sich dafür hinter einem Alias-Namen. So können sie sich der wahrhaftigen Begegnung entziehen. Ich habe ganz und gar aufgehört, in einem sozialen Netzwerk wie facebook Diskussionen zu führen. Es führt zu gar nichts.
In der Bibel finden wir das Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst….“ Martin Buber, ein jüdischer Bibelgelehrter, hat den hebräischen Text auf besondere Weise übersetzt: „Liebe deinen Nächsten, er ist wie du!“ Es ist ein wichtiger Hinweis. Als Menschenwesen haben wir so viel gemeinsam. Das Gemeinsame ist stärker und größer als das, was uns trennt. Jedes von uns atmet. Jedes sehnt sich nach Glück. Jedes wird hungrig und durstig. Jedes braucht Luft und Wasser. Jedes wird krank. Jedes wird müde. Jedes wird eines Tages sterben. Jedes möchte sich ausdrücken und einen Sinn für das eigene Leben finden. Und, und, und…. Wie wäre es, wenn wir uns mehr bemühen würden, das Gemeinsame zu finden anstatt das, was uns trennt?
Das göttliche Licht relativiert unsere Unterschiede und macht uns milder. Es macht uns fähig zur Anteilnahme, zum Mitgefühl und zum Verstehen. Es macht uns bereit, unseren eigenen Größenwahn und unsere Rechthaberei loszulassen. Davon möchte ich mit meinen Bildern und Geschichten erzählen.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
P.S: Dies Bild ist eines der beliebtesten Bilder meiner Ausstellung. Weil ich sehr oft darum gebeten wurde, habe ich es jetzt auch als Doppel-Kunstkarte drucken lassen.
Hier singt der Kammerchor aus Estland ein Stück des Komponisten Arvo Pärt. Er hat es zum Gedenken an die Opfer des Bombenattentats in Madrid komponiert. Die Musik ist im Jahr 2004 entstanden. Der Text ist ein Gebet in lateinischer Sprache: Da pacem domine in diebus nostris. Übersetzt: Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen...!
Hier kann man sogar die Noten mitlesen.
Viel Freude beim Anhören und vielleicht sogar Mitsingen.
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Meine Ausstellung in der Friedenskirche Ludwigsburg läuft jetzt noch 2 Wochen.
Ich bin täglich von 11 Uhr - 18 Uhr dort und freue mich über alle, die kommen.
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