Ein See liegt manchmal ganz still und friedlich da. An anderen Tagen ist er aufgewühlt. Die Wellen gehen hoch. Ein Sturm fegt über Wasser und Land. Es ist derselbe See, aber in einer anderen Verfassung.
So ist es auch mit unserer Seele. An manchen Tagen ist sie ganz in Frieden, ruhig, heiter und vertrauensvoll. An anderen Tagen ist sie aufgewühlt und verzweifelt. Die Gedanken laufen Amok. Kein Ausweg ist in Sicht. Es ist dieselbe Seele, aber in einer anderen Verfassung. Im Extremfall kann sich die Verfassung von einer Minute auf die andere ändern. Eine Begegnung, ein Telefongespräch, eine Nachricht bringt uns in Aufruhr und Unruhe.
Auch gute Nachrichten können uns aus der Balance bringen. Ein großer Erfolg, eine Beförderung, ein Auftrag wühlen uns auf. Es dauert, bis wir uns wieder beruhigen. Zeitdruck ist auch so etwas, was sich schwer verkraften lässt. Für mich ist das sogar etwas vom Schwierigsten.
Es ist wichtig, dass wir lernen, in solchen Situationen gut zu unserer Seele zu sprechen. Ich lege manchmal meine Hand auf meinen Herzbereich und sage mir in der Stille: "Beruhige dich! Alles wird gut! "
In den Psalmen und Liedern finden wir einige solche beruhigende Sätze, die jemand zu seiner Seele sagt.
"Harre, meine Seele, harre des Herrn. Alles ihm befehle, hilft er doch so gern."
"Lobe den Herrn, meine Seele....!"
"Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott!"
Einmal habe ich eine Frau kennengelernt, deren Selbstgespräche verheerend waren. Die meisten Menschen führen ihre Selbstgespräche unhörbar für andere. Sie aber sprach laut und heftig mit sich selbst. Bei der Arbeit sagte sie sich: "Du bist einfach blöd! Schon wieder hast du das verkehrt gemacht!" "Heute geht dir mal wieder alles schief!" "Du bist einfach ein Esel!"
Es war peinlich für mich, dies unfreiwillig mit anzuhören. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm die Atmosphäre war, die sie um sich verbreitete.
Am schlimmsten war dies für die Frau selbst. Mit ihrem Schimpfen hat sie sich selbst jeden Funken von Freude und Zuversicht verdorben.
Manchmal ertappe ich mich auch selbst dabei, dass ich mich innerlich ausschimpfe. Wenn ich es bemerke, höre ich damit auf. Schimpfen tut nicht gut. Schimpfen bringt nicht weiter. Schimpfen bringt nicht zur Ruhe. Ganz im Gegenteil. Es vergrößert den Aufruhr und die Unruhe.
Es ist wichtig, dass wir lernen, gut zu uns selbst zu sprechen. Es ist wichtig, dass wir uns beruhigen.
Stellen Sie sich jemanden vor, den Sie lieben - ein Kind vielleicht. Es ist in Angst und Sorge. Wie würden Sie mit ihm sprechen? Sprechen Sie genauso liebevoll und zärtlich zu sich selbst, zu Ihrer eigenen Seele. Bringen Sie sich selbst auf gute Weise zur Ruhe.
Aus der Ruhe kommt die Kraft. Sie kommt uns selbst zugute und den Menschen, die mit uns zu tun haben und für die wir da sind.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier kommt eine Vertonung des Psalms 42 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Noten werden im Video gezeigt, so dass man den Text gut verstehen und sogar mitsingen kann.
Das Stück endet mit dem Schlusschor: "Was betrübst du dich, meine Seele....". Wer nur den Schlusschor anhören will, findet ihn ab Minute 20:20.
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