Fürchte dich nicht

Fürchte dich nicht! Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Privatbesitz.     Als Doppel-Kunstkarte erhältlich
Fürchte dich nicht! Aquarell von Gabriele Koenigs (2017). Privatbesitz. Als Doppel-Kunstkarte erhältlich

Viele Menschen sind jetzt von Furcht geplagt. Ich denke an diejenigen in der Ukraine, die in unterirdischen Bahnhöfen und Kellern Zuflucht suchen. Ich denke an die älteren Menschen bei uns, deren schlimmste Kriegserinnerungen wiederkommen, in den Träumen und auch bei Tag. Ich denke an meine russischen Künstlerfreunde, die gegen den Krieg sind und jetzt Wege suchen, um zu protestieren - wohlwissend, dass sie dafür im Gefängnis landen können. Ich denke an die Politiker_innen, die so schwerwiegende Entscheidungen zu treffen haben. Wir hier haben alles, was wir zum Leben brauchen, und wir sind nicht in unmittelbarer Gefahr. Dennoch meldet sich die Furcht auch in uns. 

 

Ich hatte diese Woche einen schweren Weg zu gehen. Vom Kopf her war ich vorbereitet. Ich wusste einen Schritt nach dem anderen. Und dennoch hatte ich weiche Knie und zittrige Hände und konnte mich kaum auf etwas konzentrieren. Furcht drückt sich über den Körper aus. Das habe ich gerade jetzt wieder deutlich gespürt. Man kann die Furcht nicht per Befehl abstellen. Es geht einfach nicht. 

 

"Fürchte dich nicht" ist kein Befehl. Es ist ein Zuspruch. Es ist ein Trost. Es ist eine Ermutigung. 

 

Ein paar Freundinnen wussten, was mit mir los ist. Sie schrieben mir: "Ich bin in Gedanken bei dir." "Ich bete für dich." "Du wirst das überstehen". Ganz ähnlich lauten die Ermutigungen für die Freundinnen und Freunde in der Ukraine. In den sozialen Netzwerken schreiben wir einander: "Wir beten für euch!" "Wir sind bei euch!" "Möge das bald vorübergehen!" "Ihr werdet das überstehen!" Diese Bekundungen von Solidarität und  Mitgefühl sind ein Versuch, etwas anderes neben die Furcht zu stellen. Damit die Furcht, die sich nicht wegbefehlen und wegdiskutieren lässt, nicht die einzige Wirklichkeit ist. Etwas Größeres kommt ins Spiel und wird zu Bewusstsein gebracht. Das Größere ist die Kraft der Liebe. Das Größere ist das Unvergängliche, Ewige. Furcht vergeht. Liebe vergeht nicht.  

 

Trauen wir ihr alles zu. Und fallen wir nicht auf den Hass herein. Hass hat noch niemals zu Gutem geführt. Weder in der Ukraine, noch in Russland, noch in Amerika, noch bei uns. 

 

Fürchte dich nicht. Die Liebe steht dir bei, auf allen deinen Wegen. Du bist nicht allein. 

 

Üben wir dieses Vertrauen. Und stellen wir uns der Liebe zur Verfügung, mit allem, was wir haben und sind. Denn dazu sind wir am Leben. Dazu sind wir in die Welt gesandt. Wir werden hier noch gebraucht. 

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

P.S: Zu gegebener Zeit werde ich ausführlicher von meinem persönlichen schweren Weg erzählen. Es ist jetzt noch nicht die passende Zeit dafür. 

 

 

 

 


Hier können Sie die Motette von Johann Sebastian Bach hören: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir! So eindrücklich, gerade jetzt! Möge Ihnen diese Musik jetzt gut tun. 

 

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