Von Generation zu Generation

Unvergessen. Aquarell von Gabriele Koenigs (2022). Auftragsarbeit. Privatbesitz
Unvergessen. Aquarell von Gabriele Koenigs (2022). Auftragsarbeit. Privatbesitz

 

Eine junge Frau hat bei mir ein Bild ihrer Großeltern in Auftrag gegeben. Es sollte ein Geschenk für ihre Mutter, die Tochter dieser beiden alten Leute, werden. Die Mutter hing sehr an ihren Eltern. Sie sind vor ein paar Jahren verstorben und fehlen ihr sehr. Zum 60. Geburtstag bekam sie nun dies große Geschenk. Welch eine Überraschung! Welch eine Freude! Das Bild wurde erschaffen, um diese beiden Menschen zu würdigen. Sie sind für ihre Familie wichtig gewesen und haben sehr viel Gutes gegeben. Immer wieder wird dieses Bild einen Anlass bieten, um von ihnen zu erzählen und dankbar an sie zu denken. Es wird dazu beitragen, die Erinnerung an sie wach und lebendig zu halten.

 

Jedes von uns hat Vorfahren. Wir sind durch sie geprägt. Etwas von ihnen geht in unserem Leben weiter. Manche von ihnen waren uns besonders eindrücklich und lieb. Andere blieben uns eher fremd. Manche waren uns sogar unheimlich. Alle hatten und haben Einfluss darauf, wie wir unser Leben heute leben und verstehen.

 

Unsere Eltern spielen für unser Leben eine besondere Rolle. Ohne sie wären wir gar nicht hier. Sie haben uns zur Welt gebracht. Sie haben uns umsorgt, so gut sie konnten. Sie hatten mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen und haben dennoch für uns getan, was ihnen möglich war. Wir haben ihnen vieles zu verdanken. Sie haben uns ihre Lebensauffassung und ihre Überzeugungen weitergegeben. Sie waren unsere ersten Vorbilder. Wir haben uns auch an ihnen gerieben, um unseren eigenen Weg zu finden. Zu den Eltern gehörten unsere Onkel und Tanten, deren Lebenspartner und andere Verwandte. Mit manchen waren wir nur lose verbunden. Andere waren uns nahe und pflegten die Verbindung. Sie sind für uns eingetreten, wenn es nötig wurde, und haben Verantwortung für uns übernommen.

 

Großeltern sind einfach zum Lieben da. Das macht sie so besonders. Sie brauchen nicht erziehen. Liebevoll können sie einspringen, wo Not am Mann und der Frau ist. Der altersmäßige Abstand gibt ihnen einen besonderen Blick auf das junge Leben. Sie können manches ausgleichen, was den jungen Eltern nicht möglich ist. Oft entsteht eine innige Verbindung zwischen den Enkelkindern und den Großeltern. Selbst wenn wir sie nur wenige Jahre erlebt haben, sind sie tief in unser Gedächtnis eingeprägt.

 

Unsere Urgroßeltern und Ur-urgroßeltern kennen wir meistens nur aus Erzählungen und von Fotos. Dennoch sind auch diese für unser Leben wichtig. Durch die Kette der Generationen lebt etwas von ihnen in uns weiter. Sie hatten völlig andere Lebensbedingungen wie wir heute. Der Wohlstand, den wir kennen, war für sie unvorstellbar. Sie hatten ganz andere Kämpfe auszufechten. Ihr Lebensradius war viel kleiner. Sie konnten noch nicht so viel reisen. Nur wenige hatten ein Telefon, geschweige denn das Internet. Manche sind ihr Leben lang nicht aus ihrem Heimatort herausgekommen.

 

Nur Ahnenforscher verfolgen die Linie ihrer Abstammung noch weiter zurück. Wir kennen die Namen und Geschichten der Vorfahren nur bis zu einer gewissen Grenze. Aber sie alle waren beteiligt an der Weitergabe des Lebens. Wären sie nicht gewesen, wären wir nicht. Aus der Kette der Generationen sind manche Namen in Erinnerung geblieben, weil sie für die Allgemeinheit eine große Rolle gespielt haben. Philosophen, Schriftsteller und Erfinder, Forscher und Künstler haben mit ihrem Lebenswerk etwas beigetragen, das unvergessen ist, über den Kreis ihrer Verwandten hinaus. Ihre Gedanken und Werke wirken weiter, bis in unsere Zeit. Auch mit ihnen sind wir verbunden. Wir haben ihnen vieles zu verdanken.

 

Alle unsere Vorfahren haben auch Fehler gemacht und sind Irrtümern aufgesessen. Wir müssen die Konsequenzen tragen. Die Ausbeutung der Erde und die Umweltzerstörung, die zum heutigen Klimawandel geführt haben, hat lange vor uns begonnen. Das Gegeneinander der Religionen hat schon seit Jahrhunderten immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt. Dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, hat seine Wurzeln im Verhalten der Generationen vor uns. Wir sind nun herausgefordert, Entscheidungen zu treffen, die dem Leben zugutekommen. Eine radikale Umkehr tut not, damit auch Generationen nach uns auf der Erde leben können. Dies ist die große Herausforderung unserer Zeit. Wir alle sind gefragt, unseren Beitrag dazu zu geben. Jedes von uns ist daran beteiligt.

 

Du bist eingebettet in die Kette der Generationen. Würdige, was du von ihnen empfangen hast. Und sei dir deiner Verantwortung für die, die nach dir kommen, bewusst. Lass dein Licht leuchten.

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

 

 


Hier können Sie den Lobgesang der Maria hören, in lateinischer Sprache: Magnificat anima mea dominum (Meine Seele erhebt den Herrn....) und in der gregorianischen Musik, die aus dem Mittelalter stammt. Besonders schön ist hier, dass dieser Gesang im Wechsel von Frauen- und Männerstimmen aufgenommen ist. Wenn Sie den Text dieses Lobgesangs in Ihrer Bibel suchen (Lukas 1, 46), werden Sie dort sehen, dass Maria auch an die Folge der Generationen denkt, von Ewigkeit zu Ewigkeit... 

 

Viel Freude beim Anhören! 

 

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