Spiralen

Der Frühling entfaltet sich (vorläufiger Titel). Ölgemälde von Gabriele Koenigs (2022) auf Leinwand 50 cm x 70 cm. Als Original erhältlich
Der Frühling entfaltet sich (vorläufiger Titel). Ölgemälde von Gabriele Koenigs (2022) auf Leinwand 50 cm x 70 cm. Als Original erhältlich

Schon immer mochte ich die Spirale. Manchmal trage ich ein Schmuckstück, welches die Form der Spirale hat. Unser Sofa ist mit einem Stoff bezogen, welcher ein Muster aus Spiralen und Ranken hat. Die Tischdecken und Sofakissen auch. Unbewusst habe ich sie gewählt, einfach nur, weil ich das hübsch finde. Und nun habe ich entschieden, die Spiralen ganz bewusst in meine Gemälde zu integrieren. In diesem Bild, welches ich heute zeige, habe ich es zum ersten Mal getan. Bevor ich die Tulpen auf die Leinwand gemalt habe, habe ich die Leinwand über und über mit Spiralen bedeckt.

In der Natur können wir die Spirale sehr oft beobachten. Viele Pflanzen wachsen spiralförmig empor. Die Tomaten in unserem Garten brauchen Haltestäbe, um die sie sich in immer neuen Wendungen schlingen. Hopfen und Wicken, Weinreben und viele andere Pflanzen tun das auch. Faszinierend ist zu sehen, wie der Farn mit einer zusammengeschlungenen Spirale beginnt und sich dann ganz langsam entfaltet.

Die Schnecken tragen ein Haus, welches die Form der Spirale hat. Auch manche Muscheln sind spiralförmig gebildet.

Schon in der frühen Kunst, zum Beispiel bei den Kelten, taucht das Muster der Spirale und der Ranke auf. Ich bin davon überzeugt, dass die Spirale eine tiefe Bedeutung hat - nicht nur in der Natur, sondern auch für uns Menschen. Ich sinne dem zur Zeit viel nach. 

Ich finde es faszinierend, mit meinem Finger die Spirale entlangzufahren. Es geht in beiden Richtungen: von außen nach innen und von innen nach außen. Dieses Spiel hat kein Ende. Immer wieder kann ich die Richtung wechseln. Am äußersten Ende bin ich doch immer noch verbunden mit dem innersten Punkt, von dem aus alles beginnt. Und ganz innen ist schon die Ahnung von der Entfaltung nach außen. Innen und außen sind viel stärker verbunden, als mir normalerweise bewusst ist.

Im Talmud können wir lesen: „Achte auf deine Gedanken. Sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte. Sie werden zu Taten“.
Die Tat beginnt innen. Sie beginnt in den Gedanken und Gefühlen. Nach außen ist dieser Beginn normalerweise unsichtbar. Und doch ist er hochwirksam. Alles beginnt in den Einstellungen, die wir zu uns selbst und zu anderen haben. Wenn wir etwas in unseren Beziehungen verändern möchten, ist es am wirksamsten, wenn wir unsere Einstellungen beobachten. Woher kommt es, dass mir immer wieder dies und jenes passiert? Es hat mit den anderen zu tun. Sie lösen etwas aus in mir. Und doch liegt die wahre Ursache in mir selbst. Es hat gar keinen Sinn, wenn ich versuche, die anderen zu verändern. In mir selbst ist eine Verwandlung fällig.

Diese Verwandlung kann nicht mit Gewalt erzwungen werden. Es ist ein Prozess, der langsam vonstattengeht. Etwas Organisches. Etwas Geheimnisvolles. Und etwas, bei dem ich immer wieder eine Stütze brauche. So wie die Ranke der Pflanze Halt sucht, so suche ich auch.

Ich suche und finde. Zum Weiterwachsen ist es nötig, immer nochmals neu zu suchen und zu finden.
Nicht nur ich tue das. Die ganze Menschheit ist in diesem Prozess. In den großen Veränderungen, die jetzt vonstattengehen, sind wir aufs Neue herausgefordert, nach dem zu suchen, was uns wirklich trägt und hält.

Der Glaube an die göttliche Liebe und Weisheit ist etwas, das mich schon in meinem ganzen Leben stützt. Er ist so etwas wie der Haltestab für die Tomate und die Weinrebe. Ich berühre immer wieder eine neue Stelle darin. Manche Lieder und Verse, die mir früher viel bedeuteten, helfen mir jetzt nicht mehr. Manche Begriffe verwende ich nicht mehr. Ich strecke meine Fühler aus und suche aufs neue. Das ist keine Untreue, sondern notwendig.
Es gehört zu meinem Weg. Vielleicht auch zu eurem Weg. Wir wachsen, jedes auf seine Weise, und doch in einer tiefen Verbundenheit.

Ich wünsche Ihnen und Euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs


Hier singen Mark Fox und Angelika Thome ein besonderes Lied: "An diesem heiligen Ort spür ich dich in meinem Herzen..." Es ist, wie wenn sie vom innersten Punkt der Spirale singen. 

 

Ich habe dieses Lied mit den beiden schon in Kirchen gesungen, in Seminarräumen und einmal sogar in einem ehemaligen Konzentrationslager bei Ulm. Ein "heiliger Ort" ist überall da, wo wir die Verbindung zu Gott spüren. 

Dieses Lied ist wie ein Ohrwurm. Lassen Sie sich mitnehmen und berühren und zum Mitsingen animieren. Und vielleicht mögen Sie beim Singen eine Hand sanft auf Ihr Herz legen? 

 

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