Etwas zum Schmunzeln

Ohne Titel. Aquarell von Gabriele Koenigs (2023). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 65 cm x 50 cm. Wird als Karte erhältlich sein
Ohne Titel. Aquarell von Gabriele Koenigs (2023). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 65 cm x 50 cm. Wird als Karte erhältlich sein

Wenn ich in Kirchen ausstelle, hänge ich gerne in der Nähe der Eingangstür ein Bild zum Schmunzeln auf. Kirchenräume haben eine besondere Atmosphäre. Meistens ist es dort schön still und kühl. Anbetung und Ehrfurcht sind hier zu spüren. Aber sie haben auch etwas Schweres, manchmal sogar Beklemmendes. Darum möchte ich am liebsten, dass die Leute gleich einmal schmunzeln können, wenn sie hereingekommen sind. Das bricht den Bann. Sie gehen dann gerne weiter und schauen auch die anderen Bilder an und erkunden den Raum.

Im August werde ich in der Stadtkirche in Balingen ausstellen. Dafür habe ich nun dieses Bild gemalt. Es ist gerade erst fertig geworden.

 

Früher hatte ich für diesen Zweck ein Bild mit drei alten Damen, die "Himmel und Hölle" spielen. Die Photovorlage stammt von einem amerikanischen Fotografen. Über die Bildagentur Getty Images hatte ich das Recht erworben, mein Bild auszustellen und Karten zu drucken. Leider ist dies nun nicht mehr möglich. Diese Rechte sind nicht mehr erhältlich. So musste ich es aus dem Programm nehmen. Die Karten mit diesem Motiv wurden sehr gerne an humorvolle ältere Leute verschenkt, zum Beispiel zum Geburtstag oder zum Eintritt in den Ruhestand. Nun hoffe ich, dass dieses Nachfolgebild genauso gut angenommen wird und den Leuten genauso gut gefällt. Ich suche noch nach dem passenden Bildtitel. Haben Sie vielleicht Ideen dafür? Er muss auch als Kartentitel zu den Anlässen passen, zu denen die Leute solch eine Karte gerne verschenken wollen. Ich bin sehr gespannt auf Ihre Rückmeldungen und Ideen.

 

Manche von Ihnen meine Geschichte zu diesem Bild schon gelesen. Ich hatte sie schon vor einer Woche  veröffentlicht. Vor Ihren Augen ist bestimmt schon ein Bild entstanden. Hier setze ich die Geschichte nochmals hinein, für diejenigen, die sie noch nicht kennen. Auch für die Geschichte hätte ich gerne noch einen guten Titel. Denn sie wird in meinem neuen Buch erscheinen, das jetzt gerade entsteht. 

 

Ruth ist wieder zuhause. Sie hat ein neues Hüftgelenk bekommen. Eine Woche lag sie im Krankenhaus. Drei Wochen war sie in einer Rehabilitationsklinik. Sie hat viel geübt und trainiert. Jetzt kann sie wieder Treppen steigen und längere Strecken gehen. Darüber ist sie sehr glücklich. Und sie hat viel zu erzählen. Erwin hört zu. Das tut er sowieso am liebsten. Er ist der ruhende Pol in ihrer Beziehung. Er ist froh, dass Ruth wieder zuhause ist. Es war zu still um ihn in den letzten Wochen.

 

„Unsere Therapeuten haben sich immer wieder etwas ausgedacht, dass wir bei der Gymnastik Spaß hatten“, erzählt Ruth. „Eigentlich gab es jeden Tag etwas zu lachen. Das Beste war, wenn wir mit Musik trainiert haben. Mit manchen Mitpatienten habe ich mich ein bisschen angefreundet. Wir haben nicht nur über unsere Wehwehchen geredet, sondern über unser ganzes Leben. Eine hat mir einen Text gegeben, der mich beeindruckt hat. Das Wichtigste daraus habe ich mir abgeschrieben. Willst du es hören?“ Erwin nickt. Ruth zieht ein Papier aus ihrer Tasche, enfaltet es und liest:

„Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich ein bisschen verrückter sein. Ich würde mehr Gänseblümchen pflücken. Ich würde öfter barfuß laufen. Ich würde Sonnenaufgänge anschauen und unter dem Sternenhimmel spazieren gehen. Ich würde öfter tanzen, lachen und singen. Ich war zu vernünftig, und ich hatte zu viel Angst vor den Fehlern. Wenn ich nochmals leben könnte, würde ich vieles ganz anders machen.“

 

Erwin nickt. „Im Nachhinein ist man gescheiter. Wir haben getan, was wir konnten, um ein gutes Leben zu führen. Manches hätte anders laufen können. Trotzdem bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Und das Beste ist, dass es dir wieder besser geht! Ich bin so froh, dass du wieder da bist!“

 

Am nächsten Tag gehen sie im Park spazieren. Es ist ein herrlich warmer Tag. Die Wiesen stehen im vollen Saft. Die Bäume spenden Schatten. Die beiden genießen es, draußen zu sein. Sie waren schon lange nicht mehr hier im Park. „Schau mal“, sagt Ruth zu ihm. „Da hat jemand etwas mit Kreide auf den Weg gezeichnet!“ Sie gehen näher. Nun erkennen sie die Zeichnung. „Himmel und Hölle – das haben wir früher auch gespielt! Lang, lang ist das her!“ „Man durfte dabei nicht auf die Linien treten, weißt du noch?“

 

Plötzlich sagt Erwin: „Du wolltest doch ein bisschen verrückter sein! Jetzt hast du die Chance! Versuch doch mal, ob du noch hüpfen kannst!“ „Ist das dein Ernst, Erwin?“ Er schmunzelt: „Mein voller Ernst!“

 

Sie zögert. Ob mein neues Hüftgelenk das mitmacht? Und was ist, wenn jemand von den Bekannten vorbeikommt und mich sieht? Zugleich merkt sie, wie sehr ihr dieser Vorschlag gefällt. Im Moment ist niemand anders zu sehen.

 

„Gib mir deine Hand beim Start“, sagt sie. „Nur damit ich ein bisschen sicherer bin! Die Therapeuten haben das auch immer wieder so gemacht!“ Erwin reicht ihr die Hand. Mit der anderen Hand stützt er sich fest auf seinen Stock. Ein Juchzer kommt aus ihrem Mund. Sie hüpft los. Er bleibt stehen und schaut ihr hinterher. Als sie stehenbleibt und zu ihm schaut, gibt er ihr großen Applaus.

 

Dann pflückt er ein Gänseblümchen vom Wegrand und überreicht es ihr feierlich. „Wir haben noch Zeit für Gänseblümchen und Verrücktheiten und viele neue Ideen. Gott sei Dank!“

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!

Gabriele Koenigs


Wir gehen auf das Pfingstfest zu und bitten um den Gottesgeist. Hier kommt das Lied: O komm, du Geist der Wahrheit..., sehr schön musiziert. Viel Freude beim Anhören und Mitsingen! 

 

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