Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Aquarell von Gabriele Koenigs (2014)
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Aquarell von Gabriele Koenigs (2014)

Dieses Mädchen hat vielleicht nur ein einziges Buch. Sie lebt auf einem Bauernhof. Als ich das Foto von ihr entdeckte, hat es mich so fasziniert, dass ich es unbedingt malen wollte. Leider konnte ich die Urheberrechte noch nicht klären. Darum habe ich mein Gemälde bisher noch nicht veröffentlicht. Wenn mir jemand Hinweise dazu geben kann, bin ich dankbar dafür.

 

Ich sehe eine Seelenverwandtschaft zwischen diesem Mädchen und mir. Wie sie kann ich mich völlig in Bücher versenken. Wie sie brauche ich Bücher, um die Welt und mich selbst zu verstehen. Wie sie brauche ich Bücher, um mich selbst zu vergessen. Wie sie brauche ich Bücher, um Mitgefühl zu lernen.

 

Im Moment bin ich mit meinem Mann in Ferien an der Ostsee. Leider ist es oft kühl, regnerisch und windig.  Ganz und gar kein Badewetter. Es kostet sogar Überwindung, auf das Fahrrad zu steigen. Wir tun es trotzdem, um etwas von der besonderen Landschaft hier zu sehen, in Bewegung zu kommen und uns durchpusten zu lassen. Aber das Liebste ist es mir, wenn ich dann wieder in der Ferienwohnung bin und mich in meine Bücher vertiefen kann. Eine Freundin hat mir 3 Bände eines spannenden Romans mitgegeben. Ich lese stundenlang und bin fasziniert. Ich möchte gar nicht aufhören, mich in die fremden Welten und Lebensgeschichten zu vertiefen, die sich vor mir öffnen. Die Geschichten gehen mit mir, bis in die Träume. Ich erzähle meinem Mann davon, natürlich nicht in aller Ausführlichkeit. Und er erzählt mir von den Geschichten in dem Roman, den er liest. So haben wir es gut, trotz Regen, Wind und Wetter. 

 

Ein guter Roman erzählt von den Abgründen des Lebens. Er erzählt von den schlimmsten Momenten in einem Menschenleben und was jemand daraus macht. Er erzählt von unerwarteten Wendungen, von Hilfe und neuen Perspektiven. Er erzählt auch von der Kraft der Liebe und was durch sie in Bewegung kommt. Er erzählt von der geheimnisvollen Ordnung der Ereignisse, die sich erst Schritt für Schritt erschließt. Mitten im Chaos der Ereignisse ist dies für die Hauptpersonen überhaupt nicht zu sehen. Sie sind ihren Gefühlen von Verzweiflung, Verbitterung und Verlorensein ausgeliefert. So ist es auch im wirklichen Leben. Wer einen guten Roman liest, lernt mitzufühlen und zu verstehen. Mit anderen mitfühlen und mit sich selbst. Andere verstehen und sich selbst. Immer wieder aufatmen und Hoffnung schöpfen. Das ist das Beste, was einem Leser oder einer Leserin passieren kann. 

 

Mein Mann stammt auch von einem Bauernhof. Er hatte nur ein einziges eigenes Buch, das er immer wieder gelesen hat. Und er hatte die Familienbibel, mit Holzschnitten bebildert. Seine Eltern haben sie zur Trauung bekommen. Seine Mutter hat ihm die Geschichten daraus erzählt, als er noch nicht lesen konnte. Später hat er gelernt, sie selbst zu lesen. Sie waren in einer altertümlichen Schrift gedruckt. Das hielt ihn vom Lesen nicht ab. Diese Geschichten gehören immer schon zu seinem Leben. Sie waren und sind wichtig für ihn. In seinem langen Berufsleben als Pfarrer hat er sie wieder und wieder erzählt und ausgelegt. Nicht nur Geschichten stehen darinnen, sondern auch viele Aussprüche, Gebete und Weisheiten. Das sind Sätze, die sich einprägen und die mit uns gehen. Ein Leben lang kann man darüber nachdenken. 

  

"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes kommt". Das ist eine solche Weisheit, von Jesus gegeben. 

 

Gott spricht mit uns auf vielerlei Weise. Nicht nur durch die biblischen Weisheiten, Wahrheiten und Geschichten. Nicht nur durch die Worte von Jesus. Gott spricht mit mir auch durch die Lebensgeschichten, die ich lese oder höre. Gottes Geist weitet meinen Horizont und führt mich über mich selbst hinaus. Dafür werde ich immer dankbar sein. 

 

Die Dankbarkeit und Freude und das Vertrauen möchte ich mit Ihnen und mit Euch teilen. Darum schreibe ich diese Beiträge. Sie sind nicht so lang und kunstvoll und detailreich wie ein guter Roman. Aber ich hoffe, dass immer wieder etwas darinnen ist, das auch Sie und Euch nährt. 

 

Alles Gute für euch und für Sie!

Gabriele Koenigs  

 

 


Hier können Sie einen Segenswunsch aus der keltischen Tradition hören, komponiert von dem zeitgenössischen englischen Komponisten Karl Jenkins. Er ist 80 Jahre alt und hat dieses Stück für den Weltchor des Friedens komponiert. Im Video sehen Sie, wie der Chor und die Instrumente das einüben. 

 

Der Text lautet: 

Deep peace of the running wave to you,

Deep peace of the flowing air to you,

Deep peace of the quiet earth to you.

Amen.

 

Deep peace of the shining stars to you,

Deep peace of the gentle night to you,

Moon and stars pour their healing light on you.

Amen.

 

Übersetzung:

Der tiefe Frieden der rollenden Wellen sei mit dir.

Der tiefe Frieden der frischen Luft sei mit dir.

Der tiefe Frieden der ruhigen Erde sei mit dir.

Amen.

 

Der tiefe Frieden der leuchtenden Sterne sei mit dir.

Der tiefe Frieden der sanften Nacht sei mit dir.

Mond und Sterne mögen ihr heilendes Licht ausgießen über dir.

Amen.

 

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