Ein Vermächtnis

Licht auf unserem Weg. Ölgemälde auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2023). Privatbesitz. Als Kunstkarte erhältlich
Licht auf unserem Weg. Ölgemälde auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2023). Privatbesitz. Als Kunstkarte erhältlich

Elsa hat leuchtende Augen, wenn sie von ihrem Vater erzählt. "Er war eher ein schweigsamer Mensch", sagt sie. "Aber er wusste so viel, besonders über die Natur. Das Schönste war für mich, mit ihm im Wald unterwegs zu sein. Er hat mich gelehrt, die Vogelstimmen zu unterscheiden und die Tierspuren zu lesen. Er hat mit mir Beeren und Pilze gesammelt. Er hat mich die Namen der Bäume gelehrt. Ich durfte ihn alles fragen. Oft sind wir stehen geblieben, und er hat gesagt: "Schau mal...!" 

 

Elsa lebte mit ihren Eltern und zwei größeren Geschwistern in Finnland. Sie hatten eine Wohnung in Helsinki und ein Sommerhäuschen im Wald, mitten im Nirgendwo. Am Schönsten waren die Wochen im Sommerhaus. 

 

"Ich war die Jüngste", sagt sie. "Und ich war etwas Besonderes für meine Eltern. Denn ihr jüngster Sohn war an einer schweren Erkrankung gestorben. Sie waren in tiefer Trauer. Dann meldete ich mich an, unerwartet. Ich war ein riesiges Geschenk für sie. Das haben sie mich immer spüren lassen. Sie haben mich umsorgt und behütet. Ich habe es so gut gehabt. Ich bin ihnen sehr dankbar und liebe sie von ganzem Herzen. Ich werde sie niemals vergessen. Und ich bemühe mich, auch eine gute Mutter zu sein. Wenn mein Sohn sagt, dass er etwas mit mir besprechen will, hat das Vorrang vor allem anderem." 

 

Elsa hat große berufliche Aufgaben gehabt. Sie hatte leitende Aufgaben im landesweiten Krankenhausmanagement. Sie war immer viel unterwegs. Jetzt ist sie im Ruhestand. Eine Vorgesetzte hat ihr  das Leben in den letzten Berufsjahren sehr schwer gemacht. "Das steckt noch wie Gift in mir", sagt sie. "Ich möchte das so gerne loslassen. Ich möchte mich versöhnen mit dem, was war. Ich möchte nicht bitter werden, sondern frei. Ich möchte im Frieden alt werden." 

 

"Was heißt es für dich, im Frieden zu sein", fragte ich sie. Sie sagte: "Eines Tages war ich mit meinem Vater unterwegs, bei einem unserer langen Spaziergänge im Wald. Wir hatten eine Weile nichts gesprochen. Ich ging an seiner Hand. Ich fühlte seine Wärme, und wie viel Schutz er mir bot. "Papa, ich fühle so viel Frieden in mir", sagte ich ihm. Er blieb stehen und sagte: "Vergiss dies niemals! Der Frieden ist in dir. Du kennst ihn. Du weißt genau, wie er sich anfühlt. Niemand kann dir das jemals nehmen."

 

Diese Worte sind wie ein Vermächtnis für sie, ein kostbares. 

 

Die bitteren Erinnerungen und Gefühle kommen aus der Vergangenheit. Sie sind wie ein Nachklang dessen, was geschehen ist, in ihr. An der Vergangenheit kann sie nichts ändern. Sie ist vorbei. Aber der Friede ist jetzt. Jetzt und hier. In ihrem Herzen. Mitten in allem Unerklärlichen. Unzerstörbar. Sie kann ihn immer wieder finden. 


Mögen wir alle ihn immer wieder finden, mit Gottes Hilfe.  

 

Alles Liebe und Gute für Euch und für Sie! 

Gabriele Koenigs 

  

 

Zum Nachdenken:

Gibt es für Sie auch so etwas wie ein Vermächtnis von jemandem? Eine Begegnung, die Ihnen geblieben ist? Ein Ausspruch, den Sie niemals vergessen? Etwas, das Ihnen wie ein Licht auf dem Wege ist? 

Haben Sie schon einmal jemand anderem davon erzählt? Wem könnte es gut tun, das von Ihnen zu hören?


Hier hören Sie eine wunderschöne Aufnahme des Lieds "Bewahre uns Gott...", musiziert von großem Orchester und Chor. Ein Lied mit Tiefgang, gerade für unsere Zeiten!!!! Eugen Eckert hat es im Jahr 1984 gedichtet. Sie können es im evangelischen Gesangbuch finden. 

 

Videos bei youtube sind  leider mit Werbung verbunden. Sie können die Werbung deutlich verkürzen, indem Sie auf die Schaltfläche rechts unten klicken: überspringen. 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0