Ein festes Herz

Beim Gang über den Friedhof fällt mir auf, dass an vielen Gräbern Zeichen liegen, die von der Trauer und der bleibenden Verbundenheit zeugen. Manche sind selbstgemacht und selbst beschriftet, andere werden z.B. in Gärtnereien oder im Dekorationsbedarf angeboten. Immer wieder sehe ich Herzen aus Stein. 

Ich weiß, wie liebevoll das gemeint ist. Und ich weiß, dass es praktisch ist. Stein ist haltbar.  Dennoch schaudert es mich immer wieder, wenn ich dieses Symbol sehe. Denn mir fallen dabei unweigerlich die Märchen ein, die vom steinernen Herz und vom kalten Herz erzählen. Sie erzählen von Menschen, die Reichtum und Macht über alles andere stellen. Sie werden unberührbar vom Leid der anderen. Sie werden einsam. Sie verschreiben sich dem Bösen, mit Haut und Haar. In diesen Märchen tritt "der Teufel" auf, als Verkörperung des Bösen. Er bietet den Menschen an, ihr lebendiges, warmes Herz durch ein Herz aus Stein zu ersetzen. Immer wieder fällt jemand auf dieses Angebot herein. Danach ist er zu fürchten. Wenn es sein muss, geht er über Leichen.  Ein hartes Herz ist schrecklich und in keinster Weise erstrebenswert. 

Wenn wir auf die Welt kommen, schlägt ein weiches und warmes Herz in uns. Es empfindet Freude und Leid. Es kann mitfühlen. Es kann trösten. Es kann zärtlich sein. Es ist aufrichtig. Es ist rein. Es ist berührbar. Und es kann sich nicht wehren. Es kann sich nicht abgrenzen. Das kleine Menschenkind ist völlig abhängig von denen, die es versorgen und erziehen. Es nimmt ihre Überzeugungen in sich auf. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz." "Ein Junge weint nicht!" Das kleine Menschenkind lernt, sich so zu benehmen, wie es den jeweiligen Erwachsenen gefällt. Es lernt, manches in sich zu verbergen, um sich zu schützen. Nur wenige Menschenkinder erfahren das Geschenk der bedingungslosen Liebe. Es ist das größte denkbare Geschenk. "Du darfst so sein, wie du bist. Wir achten dich, auf jeden Fall. Wir lieben dich - ganz genau so, wie du bist." Glücklich ist, wer solche Liebe erfahren darf. Viele Eltern und Großeltern sind nicht dazu fähig, weil sie selbst keine bedingungslose Liebe erfahren haben. Es ist ihnen fremd. Sie geben dennoch ihr Bestes. Sie geben weiter, was ihrer Meinung nach dem Kind helfen könnte, sich im Leben zurechtzufinden. 

In der Bibel gibt es den schönen Ausdruck vom "festen Herz". Er kommt nicht oft vor, aber er ist mir wichtig. Im Hebräerbrief gibt es den Vers: "Es ist ein köstlich Ding, dass ein Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade." (Hebräer 13,9). Ein festes Herz ist nicht dasselbe wie ein hartes Herz. Es kann empfinden und mitfühlen. Es ist verbunden mit anderen. Aber es lässt sich nicht von jeder Kritik aus der Bahn bringen. Es hängt sein Mäntelchen nicht nach dem Wind. Es bleibt bei der eigenen Wahrheit und steht dazu. Es kennt die eigene Würde und die der anderen. Ein Mensch mit festem Herzen kann vergeben, und er kann auch Grenzen ziehen. Er kann es ertragen, wenn er nicht von allen bewundert und gelobt wird. Er kann es ertragen, wenn jemand anderes Distanz braucht.  Ein festes Herz kann Durststrecken durchstehen. Ein festes Herz lässt sich die Hoffnung nicht rauben. Ein festes Herz ist von Liebe durchdrungen. 

Gott liebt mich genauso, wie ich bin. Gott liebt euch, genauso wie ihr seid. Gott liebt Sie, genauso, wie Sie sind. Ohne Bedingungen. Für immer. Das ist Gnade. Daran zu glauben, macht unsere Herzen fest.  

In diesen schwierigen Zeiten brauchen wir feste Herzen. Ich brauche es, und ihr braucht es. Sie brauchen es. Halten wir die Liebe in uns lebendig. Und verbinden wir uns mit anderen. Fanatismus hilft gar nicht. Er führt nur zu Hass und Gewalt. Aber die Festigkeit des Herzens hilft anderen und uns selbst. 

Alles Liebe und Gute für Sie und für euch! 

Gabriele Koenigs 

Hier musiziert ein Schulchor das Lied: "Meine Zeit steht in deinen Händen". Wichtig darin ist die Bitte: "Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir!" 

Viel Freude beim Anhören und Mitsingen. 

Videos bei youtube sind mit Werbung verbunden. Sie können die Werbung deutlich verkürzen, indem Sie auf die Schaltfläche rechts unten klicken: überspringen. 

Und hier singt Siegfried Fietz ein Lied von der bedingungslosen Liebe. Ganz schön! Es ist noch nicht so bekannt. Ich habe es gerade erst entdeckt. Viel Freude damit! 

Und hier gibt es etwas für die Vorfreude. Nächstes Jahr zeige ich eine große Ausstellung in der evangelischen Kirche in Schwaigern. Das Bild von Schwester Eva-Maria wird dort auf jeden Fall auch hängen, und es ist auch auf dem Einladungsplakat. 

Ich freue mich, wenn Sie einen Besuch dort einplanen!