Als ich ein kleines Mädchen war, las ich, was ich in die Finger bekam. Bücher aus dem Bücherschrank meiner Mutter. Bücher aus dem Bücherschrank meiner Großeltern. Bücher, die ich zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekam. Ich war immer sehr froh, wenn ein Buch auf dem Gabentisch lag.
Jedes Kind hatte einen Gabentisch im Weihnachtszimmer. Die Geschenke blieben dort liegen während des ganzen Festes. Aber ich weiß noch, dass ich am Heiligabend spät nochmals in das Wohnzimmer schlich und mein neues Buch holte. Ich versenkte mich darin, schon in der Nacht, und am folgenden Tag las ich weiter. Alles andere um mich herum war unwichtig. Ich musste lesen und lesen und lesen. Die Bücher nährten meine Seele.
Beim Lesen erfuhr ich von Lebenswelten, die ich gar nicht kannte. Ich las von Prinzen und Prinzessinnen, die in Schlössern wohnten. Von Mädchen, die im Internat lebten. Von Missionaren in Afrika. Von Forschern und Abenteurern. Unwillkürlich verglich ich mein Leben mit dem von ihnen. Manche Buchhelden bewunderte ich. Auf manche war ich neidisch. Andere taten mir leid. Manchmal traten Charaktere auf, die ich zutiefst verabscheute. Ich war froh, ihnen in meinem Leben nicht begegnen zu müssen. Ich lernte, über mich selbst und meinen Lebenskreis hinauszudenken. Ich bekam eine Ahnung davon, wie unterschiedlich Leben sein kann. Ich bekam Achtung vor menschlicher Größe, vor Mut und Hingabe und Erfindungsreichtum.
Manche Themen waren in unserer Familie tabu. Wir sprachen nicht darüber. Wir hatten keine Worte dafür. Es war gut, dass ich manchmal in den Büchern etwas darüber fand. Je älter ich wurde, suchte ich mir selbst meine Bücher aus. Es war etwas Großes, als ich mir von meinem ersten selbstverdientem Geld Bücher bestellte, die ich unbedingt lesen wollte. Das ist mir bis heute geblieben. Welch eine Wonne, ein Buch zu entdecken, es auszuleihen oder zu kaufen und mich hinein zu vertiefen! Welch eine Wonne, ein gutes Buch zu verschenken oder zu empfehlen!
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Wir brauchen Wasser und Brot, Obst und Gemüse und allerlei, das unseren Leib nährt. Aber wir brauchen unbedingt auch Nahrung für unsere Seele. Wir brauchen wahrhaftige Worte. Geschichten, die vom Abenteuer des Lebens und seinen Herausforderungen erzählen. Worte, die uns sagen: "Fürchte dich nicht!" "Du bist geliebt!" "Du bist nicht allein." "Ich verstehe dich". Es sind Menschenworte und zugleich Gottes Worte. Wie könnten wir leben ohne sie?
Nähren Sie sich von solchen Worten. Nehmen Sie sie tief in sich auf. Und geben Sie sie auch weiter, gerade jetzt zur Weihnachtszeit.
Alles Liebe und Gute für Sie und für Euch, und gesegnete Weihnachtsfeiertage!
Gabriele Koenigs
Hier können Sie ein Lied von der Sehnsucht nach Gott, nach Frieden und Freiheit hören. " Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott..."
Es ist kein Weihnachtslied. Aber diese Sehnsucht spüren wir an Weihnachten besonders, nicht wahr?
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Karin Möller (Sonntag, 22 Dezember 2024 08:45)
Liebe Frau Koenigs, danke für den Sonntäglichen Impuls und die schöne Musik dazu. Ich wünsche ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und Bewahrung im neuen Jahr
Joanna (Sonntag, 22 Dezember 2024 13:09)
Wünsche Ihnen und Ihren Familie gesunde Weihnachten und Gottes Segen in Neuem Jahr
Ruth Schürg (Montag, 23 Dezember 2024 09:12)
Liebe Gabriele, ich würde mich gerne wieder neu anmelden um deine wertvollen Ermutigungen zu erhalten und danke dir im voraus dafür.
Von Herzen wünsche ich dir erfüllte schöne Weihnachten und im neuen Jahr ganz viel
Freude, Kreativität, Gesundheit und Gottes guten Segen.
Ganz liebe Grüße
Ruth
Christel Köhn (Montag, 23 Dezember 2024 19:08)
Ein Weihnachtsfest zum "Lauf los" und nicht ständig das "Üben".. wünsche ich !