
Wir waren ein paar Tage verreist. Nun sind wir wieder zuhause. Und wir sind glücklich über unseren Garten. Welch eine Fülle von Blüten leuchtet uns entgegen. Welch eine Fülle von Beeren ist herangereift!
Freunde aus der Nachbarschaft haben unseren Garten gegossen, solange wir fort waren. Und sie haben die Erdbeeren geerntet, die in dieser Zeit reif wurden. Jeden Tag konnten sie aus der Fülle nehmen. Sie haben Marmelade gekocht und Erdbeeren eingefroren. Ihre Enkelkinder haben sie mit leckeren Nachtischen verwöhnt. Eine große Tüte Erdbeeren haben sie für uns eingefroren und uns gebracht. Und obwohl die Erdbeerzeit jetzt zu Ende geht, konnten auch wir noch zwei große Schüsseln ernten und einfrieren. Die Johannisbeeren und die Stachelbeeren sind auch schon beinahe reif zum Ernten. Es gibt einiges zu tun jetzt.
Im Winter werden wir froh sein, wenn wir etwas von dem Erntesegen aus der Kühltruhe holen können. Wir werden die Beeren zum Frühstück genießen. Und wir werden unseren Gästen etwas vorsetzen können, das im eigenen Garten gewachsen ist. Sie werden schmecken, wieviel Liebe darinnen steckt.
Unsere Vorfahren haben dies vorgelebt. Sie hatten nicht so viel Geld, um alles im Laden einzukaufen. Und sie brauchten es auch nicht. Mit ihrer Hände Arbeit haben sie für ihre Familien gesorgt. Säen und ernten, dörren und einkochen, pflanzen und pflegen war wichtig zum Überleben. Und es hat sie ein Stück weit unabhängig gemacht von Lieferketten und Preistreiberei. Und es hat sie verbunden mit der Schöpfung. Wir sind ein Teil der Schöpfung. Was wären wir ohne Regen, ohne Insekten, ohne Bäume und Büsche? Was wären wir ohne Wind und ohne Gewitter? Alles gehört zum Leben. Alles ist weise geordnet. Alles hat seine Zeit. Alles gehört zusammen. Sie wussten das.
Wir könnten es auch wissen. Der Rauch aus den Waldbränden in Kanada wirkt bis über die Alpen und verdüstert den Himmel. Die Strahlung aus einem defekten Atomkraftwerk kann noch in Tausenden Kilometern Entfernung gemessen werden. Alles Leben ist miteinander verbunden. Alles, was wir einander antun und der Erde antun, hat Folgen - weit hinaus über das, was wir unmittelbar erleben und sehen.
Gott hat ein großes Versprechen gegeben: "Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht" (1. Mose 8,22)
Trotz all unserer Dummheiten und Irrtümer und falschen Entscheidungen bringt die Erde hervor, was wir zum Leben brauchen. Jede Frucht, die wir ernten dürfen, ist ein Liebesbeweis unseres Gottes. Jedes Glas Wasser, das wir trinken dürfen, ist ein Segen. Jedes Stückchen Brot ist Liebe, die Gestalt gewonnen hat. Seien wir dankbar dafür ohne Ende!
Das Leben geht weiter. Es wandelt sich rasant. Wir haben es gar nicht im Griff. Wir können nicht sehen, was kommt. Manchmal sind wir ratlos und voller Furcht. Wie sollen die großen Probleme der Menschheit gelöst werden? Wann werden die Kriege und Hungersnöte endlich aufhören? Durch welche Schrecken müssen wir noch hindurch? Keiner von uns kann das wissen.
Mir hilft es, auf Gottes Versprechen zu vertrauen. Und es hilft mir, die Fülle des Schönen und Guten wahrzunehmen. Es hilft mir, in den Garten zu gehen und Beeren zu pflücken. Es erdet mich. Es holt mich aus dem Grübeln heraus. Es verbindet mich mit denen, die lange vor uns gelebt haben. Und es ist ein Weg in die Freude und in die Dankbarkeit.
Alles Liebe und Gute für Sie und für Euch!
Gabriele Koenigs
Hier können Sie das schöne Erntelied von Matthias Claudius hören: "Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land...". Normalerweise wird es zum Erntedankfest im Oktober gesungen. Aber es passt auch jetzt! Mögen Sie es anhören und mitsingen? Viel Freude dabei!
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Nun sind es nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung meiner großen Ausstellung in Schwaigern bei Heilbronn. Ich freue mich auf alle Begegnungen dort, auf Gespräche und Geschichten, Singen und Stille, Fachsimpeln und Fragen, Kennenlernen und Wiedersehen.
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