Ich weiß (noch) nicht

Von der Klarheit und dem Geheimnis. Acrylgemälde von Gabriele Koenigs (80 cm x 60 cm). Im Moment in der Stadtkirche in Schwaigern. Als Original erhältlich
Von der Klarheit und dem Geheimnis. Acrylgemälde von Gabriele Koenigs (80 cm x 60 cm). Im Moment in der Stadtkirche in Schwaigern. Als Original erhältlich

Die Ausstellung in Schwaigern geht bald zu Ende. Ich genieße die Begegnungen mit den Besucherinnen und Besuchern und die tiefen Gespräche. Ich genieße das Zusammensein mit meiner Freundin Gudrun, die an jedem Ausstellungstag mit mir in der Kirche ist und so schön musiziert. Ich genieße das lebhafte Interesse derer, die zu den Ausstellungsführungen und Malvorführungen kommen und viele Fragen haben. Ich genieße die liebevolle Fürsorge durch meinen Mann, der nun schon gründlich darüber nachdenkt, wie wir den Abbau und den Heimtransport bewältigen können. Und zugleich kommt schon ein inneres Fragen: Wird dies meine letzte Ausstellung in einer Kirche sein? Wie geht es weiter? Ich weiß es noch nicht. 

 

In unserer Zeit haben wir im Internet viele Werkzeuge, die uns helfen, uns zu orientieren. Zum Beispiel können wir uns vorab orientieren, ob Regen oder Unwetter oder Sonnenschein zu erwarten sind. Wir können erfahren, ob ein Zug, mit dem wir fahren wollen, fahrplanmäßig fahren wird oder ausfällt. Dies ist sehr nützlich. Aber oft schon habe ich erlebt, dass diese Voraussagen doch nicht stimmen. Niemand kann mit Sicherheit voraus wissen, was kommt. Und niemand kann aus dem, was in der Vergangenheit geschehen ist, auf das schließen, was in Zukunft sein wird. 

 

Eine Besucherin hat mir in der Ausstellung ein Stück aus einer bewegenden Geschichte erzählt. Sie war bei einem Klassentreffen. Ihr Schulabschluss ist schon mehr als 30 Jahre her. Die meisten Klassenkameraden hat sie seither nicht gesehen. Sie erinnert sich an manche von ihren ehemaligen Klassenkameraden deutlich. Manche haben keine tiefen Spuren in ihr hinterlassen. Andere schon. Einer von ihnen war sehr oft gemein zu ihr. Er hat sie verspottet und gedemütigt in einer gehässigen Art. Sie hat immer Angst vor ihm gehabt. Als sie ihn beim Klassentreffen sah, erkannte sie ihn sofort wieder und wusste auch noch seinen Namen. Innerlich schrillten die Alarmglocken und sagten: "Vorsicht!" Sie hielt Abstand. Aber er kam auf sie zu und begrüßte sie. Zu ihrer Überraschung sagte er: "Gell, ich war früher ein Ekel!" "Ich weiß noch, wie gemein ich immer zu Mario und Andreas war." Sie fasste ihren Mut und sagte: "Für mich war es wirklich auch schwierig mit dir." Er antwortete: "Es tut mir leid, dass ich so war. Ich möchte mich bei dir entschuldigen." Sie wehrte ab und sagte: "Das ist so lange her. Du brauchst dich nicht entschuldigen." "Doch, sagte er. "Es tut mir wirklich leid. Ich bereue es von ganzem Herzen." Sie merkte ihm an, wie ernst es ihm war. Sein Blick war aufrichtig. Sein Bedauern rührte sie.  "Komm, erzähl mir ein bisschen von dir", sagte er. "Was ist aus dir geworden?" Sie erzählte von ihrem Beruf. Und sie sagte: "Ich arbeite nur noch 50 Prozent. Mehr schaffe ich nicht. Ich habe viele gesundheitliche Probleme. Aber so, mit 50 Prozent, komme ich gut zurecht." Er sagte: "Das tut mir leid. Gibt es etwas, was dir Freude macht?" Sie erzählte ihm von dem Hund ihrer Freundin. "Manchmal verabrede ich mich mit ihr, weil dieser Hund mir so gut tut. Er spürt genau, was ich brauche. Wir gehen zusammen raus. Er schmiegt sich an meine Beine, oder er rennt mir voraus. Nach einem Spaziergang mit ihm fühle ich mich so erfrischt." Ihr ehemaliger Klassenkamerad sagte: "Das verstehe ich so gut! Ich habe auch einen Hund. Wenn ich von der Arbeit komme, völlig erschöpft manchmal, dann rennt er auf mich zu. Ich kuschle mit ihm. Manchmal weine ich in sein Fell hinein. Dann geht es mir wieder viel besser." 

 

Er wurde ihr immer sympathischer. Ein Mann, der zugibt, dass er auch manchmal weinen muss. Einer, der sich entschuldigt. Einer, der wirklich Interesse an ihr hat. Das hat sie wirklich nicht erwartet. Er hat sich sehr verändert in der Zwischenzeit. Und sie hat sich auch sehr verändert. Früher hätte sie sich in einem Eckchen verkrochen und wäre gar nicht zum Klassentreffen gegangen. Jetzt traut sie sich. Jetzt spricht sie von sich. Und jetzt kann sie sich auch abgrenzen. Welch ein erstaunlicher innerer Weg! 

 

Sie weiß bis heute nicht, was in dem ehemaligen Klassenkamerad vor sich gegangen ist, dass er heute so anders ist. Und sie weiß auch nicht, wie ihr eigener Lebensweg weitergehen wird. Sie kann es nicht wissen. Niemand von uns kann es wissen. Aber sie vertraut auf die Führung des Gottesgeistes. 

 

Ich vertraue auch auf diese Führung. Das Leben ist voller Geheimnisse. Es erscheint undurchschaubar, verwirrend und manchmal beängstigend. Aber immer wieder erscheinen neue Möglichkeiten. Türen tun sich auf. Klarheit kommt. Auf einmal ist etwas sonnenklar. Suchen wir nicht in der Vergangenheit nach Lösungen. Was einmal war, ist vergangen. Das Leben wird neu. Wir werden neu. Tag für Tag. Schritt für Schritt. Der Gottesgeist wird uns weiterführen, in eine Zukunft hinein, die wir noch nicht kennen. 

 

Ich weiß es nicht. Das ist eine aufrichtige Aussage und ein guter Ausgangspunkt. 

 

Alles Liebe und Gute für Sie und für euch! 

Gabriele Koenigs    

 


Bei der Vernissage am 4.7. hat Harald Schnabel wunderschön musiziert, mit Klarinette und Saxophon, und uns auch beim Singen begleitet. Hier sind zwei Aufnahmen, zur Erinnerung für diejenigen, die dort waren, und zur Mitfreude für die, die nicht kommen konnten. Leider sind ab und zu Knallgeräusche drinnen. Das ist die Kirchentür....

 

Viel Freude beim Anhören und Mitsingen. 

 

Übrigens gehört Harald Schnabel zu der Musikgruppe "Homentaschn" (www.homentaschn.de) Und er spielt gerne als Solist bei privaten Anlässen, wie Geburtstage, Hochzeiten und Trauerfeiern. Gerne gebe ich seine Adresse weiter für diejenigen, die mit ihm Kontakt aufnehmen wollen. 

 

 


Nun sind es noch genau 8 Tage bis zum Abschluss der Ausstellung. Ich freue mich auf alle, die noch kommen wollen.  Vielen Dank an alle, die es ihren Freundinnen und Freunden und Bekannten empfohlen haben! Es ist immer schön für mich, wenn mir jemand erzählt: "Ich komme, weil meine Freundin mir gesagt hat: 'Da musst du unbedingt hin'. Oder: "Ich habe einen Flyer gefunden".... Oder: "Meine Mutter war schon hier, und sie hat gesagt: "Geh du unbedingt auch..." Oder: "Ich soll dich von Soundso grüßen. Er kann leider nicht kommen, aber ich bin da..." 

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